Ronaldo, Messi, Neymar – so lautete die Reihenfolge bei der Weltfussballer-Wahl der Fifa in London am Montagabend. Die drei gehören zweifelsohne zur absoluten Weltspitze, spielen Fussball von einem anderen Stern.
Und wie siehts bei der Wahl der besten Fussballerinnen aus? Platz 1: Lieke Martens, Europameisterin mit Holland 2017 und zur besten Spielerin des Turniers gekürt. Macht Sinn. Platz 2: Carli Lloyd, Weltmeisterin 2015 und Olympiasiegerin 2008 sowie 2012 mit den USA. Zudem Weltfussballerin der Jahre 2015 und 2016. Macht ebenfalls Sinn.
Die Online-Wahl ist das Problem
Und Platz 3? Dort steht Deyna Castellanos, 18 Jahre jung. Die Venezuelanerin kickt bei einem College-Team in Florida, stand noch nie bei einem Erstliga-Team unter Vertrag und bestritt auch noch kein einziges A-Länderspiel. Wie zum Henker schafft sie es in die Weltfussballerinnen-Wahl?
Der Grund liegt in den Wahlkriterien der Fifa. Ein Gremium mit Frauenfussballexperten aller sechs Konföderationen erstellt eine Liste von Spielerinnen. Daraus wählen – wie bei den Männern – die Trainer sowie Captains der Nationalteams, ein Medienvertreter pro Land und die Fans in einem Online-Voting.
Und da liegt der Hase begraben: Bei Castellanos kommen die meisten Stimmen aus dem Online-Voting. Diese Stimmen hat die 18-Jährige (wohl) einem anderen Award zu verdanken: dem des schönsten Treffers. Diesen erzielte Castellanos für Venezuela bei der U17-WM 2016. Den Fans dürfte das Traumtor (fast 600'000 Aufrufe auf Youtube) im Hinterkopf herumgeschwirrt sein bei der Abstimmung zur Weltfussballerin.
«Der Award ist einfach nicht viel wert»
Alles halb so wild? Nicht so für US-Nationalspielerin Megan Rapinoe. Für sie steht die Wahl für die fehlende Anerkennung des Frauenfussballs. Gegenüber der «BBC» schimpft sie: «Der Award ist einfach nicht viel wert, wenn es jemand auf die Liste schafft, von der ich noch nie gehört habe.»
Und: «Wenn ein beliebiger männlicher Spieler, der noch nicht mal Profi ist, nominiert worden wäre, hätte die Fifa eingegriffen. Es ist enttäuschend, dass sie das für uns nicht gemacht hat.» (klu)