Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge verkaufte sich stets als klarer Gegner einer europäischen Super-Liga. 2017 noch sagte er vor österreichischen Medien: «Die nationalen Ligen haben ihren Reiz, sind wichtig und sollen in ihrer Form auch bestehen bleiben.» Eine supranationale Meisterschaft? Sei vor allem der Wunsch einiger Klubs «aus den südlichen Ländern».
Nun enthüllt der «Spiegel», dass die Bayern im Februar 2016 von einer renommierten Anwaltskanzlei prüfen liessen, ob ein Bundesliga-Ausstieg juristisch möglich sei, um sich einer 16 Teams umfassenden europäischen Super League anzuschliessen. Zudem hätten sie geprüft, ob es möglich wäre, sich den verbindlichen Aufgeboten der Nationalmannschaften zu entziehen.
Nebst den Bayern seien Juventus Turin, Real, Barcelona, Manchester United, Arsenal London und die AC Milan Verfechter einer europäischen Liga ab 2021. Hinter dem Rücken der Uefa hätten die Klubs entsprechende Pläne vorangetrieben.
Nach einer Berechnung nähme jeder Klub mehr als 500 Millionen Euro ein. Zum Vergleich: Champions-League-Sieger Real kassierte letzte Saison gut 80 Millionen.
Wie der «Spiegel» schreibt, sei geplant gewesen, dass noch in diesem Monat eine verbindliche Absichtserklärung unterschrieben werden solle.
Deren Bestandteil sei unter anderem, dass die Gründerklubs Real, Barcelona, Juventus, Chelsea, Arsenal, Paris Saint-Germain, Manchester United, Manchester City, Liverpool, AC Mailand, Bayern 20 Jahre in der Super-Liga spielen, ohne absteigen zu können. Es wäre der Tod der Champions League.
Laut dem Chefjuristen des FC Bayern, der im «Spiegel» zitiert wird, sei den Bayern jedoch weder bekannt, dass eine Absichtserklärung existiere – noch deren Inhalt. Die Super League sei «so weit weg wie noch nie». Dortmund-Boss Hans-Joachim Watzke bestätigt jedoch die Gespräche: «Das ist klar, und ich glaube auch, dass ein paar der grossen Klubs Europas da deutlich dran stricken.»
Der Zweck des Ganzen dürfte ein simpler sein: Bayern und Konsorten wollen Druck auf die Uefa ausüben und mehr Geld aus den Champions-League-Töpfen erpressen.
Ein Ausstieg aus der Bundesliga dürfte auch darum kein Thema sein, weil die juristische Prüfung ergab, dass sämtliche Spieler-Verträge der Bayern nichtig würden. James, Lewandwoski, Hummels & Co. wären dann plötzlich ablösefrei. (mis)