Bei Sion-CC ist nichts mehr logisch
Keine letzte Chance für Trainer Jacobacci!

Nun hat Sion-Präsident Christian Constantin seinem Trainer nicht mal mehr das Endspiel um dessen Kopf in Lausanne gelassen. Eine wesentliche Rolle spielte dabei die Paintball-Idee.
Publiziert: 16.09.2018 um 12:25 Uhr
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Aktualisiert: 18.09.2018 um 19:06 Uhr
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Sion-Boss Constantin (l.) hat Maurizio Jacobacci beurlaubt.
Alain Kunz

Minigolf war okay. Relaxing, easy, adrenalinfrei. Paintball (sich mit Farbkugeln beschiessen) hätte es auch werden sollen. Schnell, actiongeladen, adrenalin­geschwängert. So zumindest die Idee von Coach Maurizio Jacobacci. Die der Präsident gar nicht goutierte. «Das ist ein Verbot für diese Art Aktivität! Eine absolute Dummheit. Ich zitiere euch alle nach der Rückkehr aus dem Camp am Freitag. Eure Dummheit macht mich wahnsinnig. Macht das Gegenteil von dem, was ihr denkt, und ihr könnt sicher sein: Es ist richtig.» Das ist der Wortlaut des SMS, mit dem CC seinen Trainer schon am Mittwoch versenkte. Geschmückt mit Fotos von Verletzungen beim Paintball-Spiel.

Doch hatte nicht ebendieser CC sein Team auch in ein paramilitärisches Camp gesteckt? Im Januar, in Montpellier? «Doch. Aber sowas macht man nicht zwei Tage vor einem so wichtigen Cupspiel in Lausanne. Montpellier war sechs Wochen vor dem ersten Meisterschaftsspiel. Und mein Trainerstaff wollte nur noch Teambuilding machen: Paintball, Minigolf, Fondue ...»

Hexenjagd und Politik

Die Diskussion mit dem Coach nach der Rückkehr aus Crans-Montana dauert dann nicht lang. CC: «Die Spieler haben Jacobacci fallen gelassen. Es gab Spannungen. Viele Dinge, die nicht mehr so liefen, wie sie sollten. Die Spieler beklagten sich über monotone Trainings. Und der Coach veranstaltete eine regelrechte Hexenjagd innerhalb des Teams. Wer ist für mich? Wer ist gegen mich? Das war wie ein Politiker, der Stimmen zählte. Nein: Dieser Riss war nicht mehr zu kitten.» Jacobacci seinerseits macht das, was in solchen Situationen das einzig Richtige ist. Er hockt aufs Maul. «Aus rechtlichen Gründen», lässt er ausrichten, ziehe er es vor, zu schweigen.

Dem Trainer werden Fehler in der Aufstellung und im Coaching vorgeworfen.
Foto: KEY

Wie immer also ist in der Constantin’schen Logik der Trainer der Depp im Umzug. Und kaum je die Spieler. CC weiter: «Tief im Innersten wusste ich seit längerem, dass ich wechseln muss. Hätte ich zugewartet und wir in Lausanne gewonnen, wäre es schwieriger geworden.» CC hatte Jacobacci schon länger vorgeworfen, Fehler in der Aufstellung und im Coaching zu machen. Deshalb erstaunte eigentlich mehr, dass CC den Italo-Berner nicht schon unmittelbar nach dem 0:3 gegen YB zum Teufel schickte, sondern völlig unsinnigerweise am Tag vor dem Cup-Derby in Lausanne. Doch wenn die Emotionen durch­gehen, ist nichts mehr logisch …

Und jetzt? Wer kommt?

Und so sitzen heute in Lausanne Jacobaccis Assistent Christian Zermatten und U21-Coach Sébastien Bichard auf der Bank. Nicht aber CC. Weil das reine Folklore wäre? «Nein. Weil die beiden den Job machen sollen.» Das Abschlusstraining leitete übrigens Sion-Legende Boubou Richard (72). CC sah sich das vor der Abfahrt ins Hotel bei Vevey an.

Und wer kommt nach Jacobacci? Die Walliser Martin Schmidt und Raphael Wicky sicher nicht. Die sind zu teuer und tun sich das Irrenhaus Sion nicht an. Auch Murat Yakin nicht. Fabio Celestini? UIi Forte? Pierluigi Tami? Oder doch eher wieder mal eine abenteuerliche Ausländerlösung? Tippen wir auf das Letztere …

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