Der Strasbourg-Trainer und seine grauen Mäuse
Wenger war für Gress nur ein Notnagel

Der imposante Pelzmantel sticht einem auf diesem Schwarz-Weiss-Foto aus dem Jahre 1980 als Erstes ins Auge. Wer genauer hinsieht, dürfte den Mann im Monster-Mantel mit den langen Haaren und der auffälligen Brille problemlos erkennen.
Publiziert: 28.09.2016 um 18:01 Uhr
|
Aktualisiert: 07.10.2018 um 11:47 Uhr
Ein Bild des RC Strasbourg aus dem Jahr 1980: Michel Decastel (4.v.r.), Arsène Wenger (3.v.r.) und Trainer Gilbert Gress (r.).
Foto: zVg
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Michael Wegmann

Es ist der frischgebackene Meistertrainer von Racing Strasbourg. Es ist Gilbert Gress. Neben Gress mit seinem extravaganten Kleidungsstil wirken all seine Meisterspieler auf dem Bild wie graue Mäuse.

Sind sie nicht! Der Mann mit Schnauz (Mitte) ist Raymond Domenech, langjähriger französischer Nationaltrainer und Vize-Weltmeister 2006. Hinter Domenech steht der damalige Schweizer Nationalspieler und heutige Xamax-Trainer Michel Decastel. Und wer ist der Mann hinter Decastel mit dem kritischen Blick? Das ist Arsène Wenger - Trainer bei Arsenal seit 20 Jahren und am Mittwoch Gegner des FC Basel in der Champions League.

Im Gegensatz zu Decastel und Domenech ist Wenger bei Gress als Spieler damals nicht erste Wahl. «Arsène spielte eigentlich in der 2. Mannschaft. Ich habe ihn jeweils zu den Partien mitgenommen, wenn wir nicht genügend Spieler hatten.» Unter Gress spielt Mittelfeldspieler Wenger jeweils als Libero. «Er war technisch stark, aber nicht gerade schnell. Er war ein guter Amateurfussballer“», sagt der 74-Jährige.

Letztmals haben sich die beiden vor etwa zwei Jahren an einer Beerdigung eines gemeinsamen Kollegen aus Strasbourg-Zeiten gesehen. Wenger sagte Gress dabei, dass er zuletzt öfter an ihn habe denken müssen. «Warum sollst du auch nicht an mich denken? Habe ich ihn daraufhin gefragt», erzählt Gress und lacht. Daraufhin habe sich der Arsenal-Trainer beklagt, dass die Spieler heutzutage Mühe mit dem Flanken hätten. Gress erklärt: «Bei mir gab es damals bei Strasbourg Trainingseinheiten, in welchen wir nur flanken übten.»

Wenger sei schon als Spieler eher der reservierte und ruhige Typ gewesen. Dass sein ehemaliger Spieler sich schon 20 Jahre als Arsenal-Coach im Amt hält, macht auch Gress grossen Eindruck. «Das ist ein tolles Zeichen für Arsène und auch für die Klubverantwortlichen. Ich kenne viele Schweizer Klubpräsidenten, bei denen so etwas undenkbar wäre.»

Doch nicht alles am 66-Jährigen imponiert Gress. Sein Elsässer-Kollege habe Mühe nach einem verlorenen Spiel dem gegnerischen Trainer die Hand zu schütteln. «Ein schlechter Verlierer ist er schon», sagt er. War er das schon als Spieler? «Weiss ich nicht. Wir haben ja nie verloren!» Stimmt natürlich nicht. Gress und Wenger standen bei einer Pleite schon gemeinsam auf dem Feld - beide als Spieler. Gegner war ein Amateur-Klub aus dem Elsass. «Wir haben damals am Sonntagmorgen in der 3. Mannschaft von Strasbourg gespielt. Weil wir bis in die frühen Morgenstunden im Klubhaus zusammensassen, waren wir nicht fit.» Gress ganz entrüstet: «Unglaublich, dass Arsène und ich zusammen verloren haben!»

Wenger müsste sich eigentlich beim ehemaligen Schweizer Nati-Trainer für die Weltkarriere bedanken. Denn am Anfang des Wenger-Durchbruchs stand eine Gress-Absage. 1987 war Wenger bei Monaco nicht erste Wahl, kam nur zum Job, weil Gress zuvor das Angebot der Monegassen ausschlug und bei Xamax bleib. Warum? Gress: «Warum habe ich später als Trainer bei Dortmund, Bayern und PSG abgesagt? Weil ich früher ein bisschen doof war!»

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Liverpool FC
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Aston Villa
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Juventus Turin
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