Das Unheil beginnt mit einem E-Mail Ende Januar. In diesem teilt ein Anwalt mit, dass sämtliche Türken aus dem Verwaltungsrat austreten – und Wil-Investor Mehmet Nazif Günal alle Zahlungen einstellt!
Es ist das Ende des Fütbül Klüb Wil, wie ihn BLICK nach der türkischen Übernahme im Sommer 2015 taufte. 25 bis 30 Mio. Franken pumpt Günal in 18 Monaten in den Klub.
Da laufende Verträge bestehen, ist der Schweizer Führung nach diesem Mail klar: Der FC Wil kämpft ums nackte Überleben.
Die verbliebenen drei Schweizer versuchen, Günal sofort zu erreichen. Sie scheitern über E-Mail, Whatsapp, SMS. Bis heute. Günal, laut «Forbes» an 1570. Stelle der reichsten Menschen der Welt (1,56 Mia. US-Dollar Vermögen), geht auf Tauchstation.
Die Wil-Bosse können nur spekulieren. War er sauer, weil er das Stadion für 45 Mio. und das Trainingscenter für 30 Mio. nicht bauen konnte, weil es die Stadt immer wieder herauszögerte? «Vielleicht hat es die Stadt Wil wirklich verpasst, hier einen der reichsten Menschen der Welt investieren zu lassen», sagt Roger Bigger.
Das Grundproblem für das auf alle Seiten belastete Verhältnis trägt allerdings den Namen Abdullah Cila. Dieser wurde von Günal eingesetzt – erst schmiss er alle Schweizer aus der operativen Führung und warf dann vom ersten Tag an mit Geld um sich.
Um Cilas Denkweise zu verstehen, reicht ein Beispiel. Einem Spieler, der in einem anderen Klub 5000 Franken verdient, bietet er 15 000 Franken an. Ein Verwaltungsrat fragt ihn: «Warum zahlst du mehr? Der kommt auch fürs gleiche Geld?» Ab diesem Moment grüsst er den betreffenden Verwaltungsrat nicht mehr, behandelt ihn wie Luft.
Dazu passt sein Abgang. «Er hat keinem einzigen Adieu gesagt», sagt Bigger. Die Wiler Massnahmen nun: die Halbjahres-Kosten von 7,5 Mio. auf 2 bis 2,5 Mio. Franken zu kürzen. Der Klub spricht mit allen 70 Mitarbeitern – die Top-Verdiener sollen auf viel Gehalt verzichten. Der eine oder andere könnte noch innerhalb der Schweiz wechseln.
Wil-Bosse hoffen noch auf Türken-Millionen!
Erste Spieler haben bereits unterschrieben. Willigen zu viele nicht ein, droht nun der Konkurs. Wie zuletzt dem FC Biel. «Wir werden nicht wie Biel alles herauszögern», sagt Bigger. «Wenn es nicht gelingt, ziehen wir uns schnell zurück aus der Challenge League. Es geht hier um 70 Arbeitsplätze, um Familien, um Kinder.»
Günal soll seine Aktien an einen Türken weiterverkauft haben. Dessen Firma sei allerdings illiquid, heisst es unter der Hand. Alles spricht dafür, dass der FC Wil ab sofort und unumstösslich wieder unter Schweizer Führung steht – mit Bigger als Präsident. Und der FC Wil hofft sogar, dass noch mehrere Millionen dazukommen.
Diese, so ist der Klub überzeugt, stehen Wil gemäss den Verträgen noch zu.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Thun | 21 | 18 | 42 | |
2 | FC Aarau | 21 | 12 | 38 | |
3 | FC Etoile Carouge | 21 | 5 | 34 | |
4 | FC Vaduz | 21 | -1 | 32 | |
5 | FC Wil | 21 | 6 | 29 | |
6 | FC Stade-Lausanne-Ouchy | 21 | 5 | 26 | |
7 | Neuchatel Xamax FCS | 21 | -10 | 25 | |
8 | AC Bellinzona | 21 | -6 | 21 | |
9 | FC Schaffhausen | 21 | -11 | 19 | |
10 | FC Stade Nyonnais | 21 | -18 | 19 |