Immer, wenn die Quali in den letzten fünf Jahren am Samstag in der Nacht endet, holen die Silberpfeile ihre Turbo-Geschosse aus der Garage und stellen sie in die erste Wüsten-Startreihe. Was für eine Statistik vor dem 100. Rennen heute mit den Hybrid-Autos. Bereits 73 Mal hat Mercedes seit 2014 gewonnen. Darunter natürlich alle vier WM-Schlachten hier in Abu Dhabi: Hamilton, Rosberg, Hamilton, Bottas – und heute?
Auch nach der souveränen 83. Pole-Position von Weltmeister Lewis Hamilton (33) ist eigentlich alles angerichtet, dass nach 55 Runden auf dem 5,55 km langen Kurs der Finne Valtteri Bottas (29) endlich zu seinem ersten Sieg in diesem Jahr kommt.
Der rote Knopf von Russland
Die Stallorder von Sotschi liegt Hamilton immer noch auf dem Magen: «So will ich nie mehr gewinnen», sagte der Brite damals zu BLICK, «ich wollte eigentlich Valtteri die Führung wieder zurückgeben, doch dann hätte ich gegen die Teamorder verstossen!»
Am 30. September drückte Chef Toto Wolff (46) in Russland den berühmten roten Knopf. «Es war die schwerste Entscheidung des Jahres. Aber wir wollten die WM so schnell wie möglich klarmachen!»
Für Bottas fiel vor acht Wochen keine Welt zusammen, da der Mann mit der imaginären Nummer 2 im Team mit solchen Tatsachen leben muss. Trotzdem ist sein Ehrgeiz nie erloschen. «Wir steigen doch alle ins Cockpit, um zu siegen. Da schmerzen natürlich solche Entscheide!»
Plattfuss-Pech in Baku
Auch in Baku hätte der stille Fahrer aus dem Norden gewonnen. Doch zwei Runden vor dem Ziel beklagte Bottas auf der langen Geraden als klarer Leader hinten links einen Plattfuss.
Es siegte Hamilton vor Räikkönen und Pérez (Force India). Es war übrigens der einzige Podestplatz 2018 von einem Fahrer, der nicht in einem Mercedes, Ferrari oder Red Bull sass.
Toto Wolff widerspricht Lauda nicht
Heute kann Hamilton also Gutes tun. Wie hier 2017, als er Bottas nicht richtig angreifen wollte und mit 3,8 Sekunden Rückstand Zweiter wurde. Das Problem: Ferrari und Red Bull sind um einiges stärker als vor einem Jahr, machen also den Silbernen mehr Druck.
Und den lässt auch Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda (69) sein Team schon spüren. Bei einer Videobotschaft aus Wien nach Abu Dhabi forderte er für 2019 deutlich auch den 6. Turbo-Titel in Serie. Sein Partner Toto Wolff wollte dem noch körperlich schwachen Niki nicht widersprechen: «Aber jetzt gehen wir zuerst mal alle locker ins Finale!»