Die letzte Formel-1-Teamchefin Claire Williams
«Ausser den 3 Top-Teams gewinnt keiner mehr»

Vor Aserbaidschan 2017 wurde Monisha Kaltenborn (45) bei Sauber kaltgestellt. Seither ist Claire Williams (41) Mutter geworden, aber allein im Zirkus. Die Britin leidet.
Publiziert: 24.04.2018 um 23:33 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 17:20 Uhr
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Claire Williams blickt der Zukunft skeptisch entgegen.
Foto: imago sportfotodienst
Roger Benoit, Baku

Als einziges Team hat Williams-Mercedes diese Saison mit Stroll und Sirotkin noch nicht gepunktet. Claire Williams: «Als ich anfing, dachte ich wirklich, wir könnten wieder gewinnen. Jetzt glaube ich das nicht mehr! Diese Illusionen sind weg. Unser Sport ist im Grunde genommen kaputt!»

Es sind in den englischen Medien harte und anklagende Worte der Tochter des kranken Firmengründers Frank Williams (76). Mit 25 kam Claire als Kommunikationschefin in die Formel-1-Firma. Am 27. März 2013 wurde sie stellvertretende Teamchefin. Da aber Papa nicht mehr reisen kann, ist sie längst der Boss bei Williams.

Williams schnupperte an der Sensation

Die Teamchefin weiter: «Es ist ein naiver Gedanke zu glauben, wenn du hart arbeitest, wirst du auch belohnt.Ausser den drei Topteams gewinnt in Zukunft keiner mehr!»

Doch ausgerechnet Williams war 2017 hier in Aserbaidschan am nächsten dran, für eine Sensation zu sorgen. Nach dem Foul von Vettel an Hamilton während der Safety-Car-Phase (Pérez war in die Mauer geknallt) schloss das Feld zusammen. Doch bei Leader Hamilton löste sich die Helmverankerung – zusätzlicher Boxenstopp. Wie Vettel (zehn Strafsekunden).

Mercedes, Red Bull und Ferrari – die drei Giganten im Formel-1-Zirkus.
Foto: imago

Ricciardo nutzte wie vor zehn Tagen in China im Red Bull die Gunst der Stunde, siegte vor Bottas (Mercedes), der zehn Meter vor dem Ziel noch Stroll im Williams überholte! Es war der einzige Podestplatz 2017 ­eines «Fremden».

Claire Williams: «Die finanzielle Diskrepanz im Vergleich zu Ferrari, Mercedes und Red Bull ist einfach zu gross. Es ist unmöglich, da mitzuhalten. Und es ist traurig. Wenn die neuen Formel-1-Chefs tatsächlich ab 2021 eine Budget-Obergrenze von 150 Millionen Dollar durchbringen, könnten wir überleben.»

«Probleme beginnen zu Hause»

Aber die Chefin des 114-fachen GP-Siegers (von 1979 mit Clay Regazzoni bis 2012 mit Pastor Maldonado) ist auch selbstkritisch: «Es gibt momentan Teams, die weniger Geld haben als wir, jedoch einen besseren Job machen. Wir holten 2017 zwar viele gute Leute, aber wir hatten wohl zu grosse Erwartungen. Alle Probleme beginnen immer zu Hause, also in der ­Fabrik.»

Selbst das aktuelle WM-Schlusslicht setzt jetzt bereits über 600 Angestellte für zwei Autos ein! Als Williams 1992 mit Nigel Mansell Weltmeister wurde, hatte man nicht einmal 200 Leute und ein Budget von rund 50 Millionen Dollar.

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