Im Dunstkreis der NHL hat Edmontons Starspieler Connor McDavid die latente Diskussion um den Offside-Kontrollwahn (Coaches Challenge) der Obrigkeit mit einer eindeutigen Haltung neu lanciert: in die Tonne damit.
Insider sehen in McDavids Vorpreschen allerdings mehr Nebelgranate als fundierte Grundsatzkritik – ein Ablenkungsmanöver, weil seine Oilers wieder mal knietief durchs Mittelmass waten.
McDavid fragt sich, was an einem Offside von wenigen Millimetern, das sich 50 Sekunden vor einem Treffer zutrage, denn so wichtig sei. Das Theater langweile doch nur die Zuschauer.
Ein Offside ist ein Offside ist ein Offside, entgegnen Regeltechniker. Und liegen damit grundsätzlich richtig. Dazu muss man wissen, dass die NHL zur Entlastung der Schiedsrichter hochauflösende Kameras einsetzt, die auf Höhe der blauen Linie in den Banden versenkt sind. Im besten Fall ergibt das gestochen scharfe Bilder wie etwa beim Zieleinlauf eines 100-Meter-Finals. Geht was schief, steht allerdings exakt dann einer vor der Linse. Analysiert werden die Bilder nicht im hektischen Kesseltreiben vor Ort, sondern im Kontrollraum.
Im Vergleich zu NHL-Bedingungen befindet sich die Schweizer National League in Millimeterfragen mitten im Pleistozän: keine Kameras auf Höhe der blauen Linien, kein Kontrollraum mit Grossbildschirmen. Der Entscheid wird den Linienrichtern in die Schuhe geschoben, zur Beweisfindung dient ein Bildschirm mit Laptop-Ausmassen. Und die Beweise? Kommen von den üblichen Kameras. Erlauben diese Bilder wirklich Entscheide, die über jeden Zweifel erhaben sind? Nein.
Also? Bandenkameras und ein Kontrollraum für die National League – oder die Coaches Challenge in die Tonne treten.