Als Ursache für die folgenschwere Entgleisung in Luzern stehen mögliche Mängel am Zug und an der Infrastruktur im Fokus der Ermittler. Eindeutige Hinweise auf eine bestimmte Ursache gibt es der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) zufolge nicht.
Gemäss ersten Auswertungen sei nicht offensichtlich, was zur Entgleisung des Eurocity-Zugs bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof geführt habe, sagte SUST-Bereichsleiter Christoph Kupper am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Es sei eine aufwändige Untersuchung nötig. Diese dürfte Monate in Anspruch nehmen.
Im Fokus der Ermittlungen stünden der Unglückszug und die Infrastruktur im Bahnhof wie Weichen und Schienen sowie ein mögliches Zusammenspiel, sagte Kupper.
Diese Woche untersuchten die Ermittler den Unglückszug, der noch immer im Bahnhof Luzern steht. Es stünden weitere Untersuchungen insbesondere an den Drehgestellen an, sagte Kupper. Zudem würden unter anderem Wartungsprotokolle ausgewertet.
Zug noch nicht freigegeben
Der Unglückszug wurde von der Bundesbehörde noch nicht freigegeben. Der Lokomotivführer, der den italienischen Neigezug steuerte, soll in der kommenden Woche befragt werden.
Laut dem SUST-Sprecher arbeiten rund ein Dutzend Leute an dem Fall. Für gewisse Expertisen würden Spezialisten von Fachinstituten hinzugezogen.
Am Mittwochnachmittag letzter Woche war im Bahnhof Luzern ein Eurocity-Zug aus Italien mit 160 Personen an Bord entgleist. Beim Vorfall wurden sechs Personen leicht verletzt. Ein Wagen kippte um und unterbrach den Bahnstrom. Es entstand Schaden in Millionenhöhe.
Der Bahnverkehr ruhte für Reparaturarbeiten vier Tage lang. Erst am Montag herrschte am Bahnhof Luzern wieder Normalbetrieb. Beim betroffenen Neigezug handelt es sich um das zweite Exemplar der seit 2007 vom Technologiekonzern Alstom im italienischen Savigliano fabrizierten Baureihe des Typs ETR 610. Er gehört den italienischen Staatsbahnen. Die Komposition mit Platz für 430 Personen kostet rund 30 Millionen Franken.