Zweigte Millionen für sein Luxus-Leben ab
Betrügerischer Notar schuldig gesprochen!

Thomas R. (32) hat über zwei Millionen Franken in die eigene Tasche gewirtschaftet. Jetzt wurde er vom Zürcher Bezirksgericht verurteilt.
Publiziert: 03.01.2018 um 19:29 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:30 Uhr
Bediente sich konkursiten Firmen: Notar-Stellvertreter Thomas R. (32).
Foto: BLICK
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Von Siggi Bucher und Lea Gnos

Mit weissem Hemd und hängenden Schultern erscheint Thomas R.* (32) aus Wetzikon ZH am Mittwoch vor dem Bezirksgericht Zürich. Als Notar-Stellvertreter von Zürich-Oerlikon schafft er es zwischen Februar 2013 und September 2014 insgesamt über 2 Millionen Franken abzuzweigen. (BLICK berichtete)

Leise gesteht der 32-jährige vor Gericht seine Schuld ein. Da er geständig ist, wird der Prozess im abgekürzten Verfahren geführt. 

Der Notarstellvertreter, der bereits über fünf Monate in U-Haft sass, wird wegen Veruntreuung, ungetreuer Amtsführung und Urkundenfälschung zu einer dreijährigen teilbedingten Haftstrafe verurteilt. 

Im September 2014 klickten bei ihm die Handschellen. Mitarbeiter des Notariats hatten verdächtige Transaktionen beobachtet. Als einer von drei Notar-Stellvertretern hatte der 32-jährige beim Notariat, Grundbuch- und Konkursamt in Zürich-Oerlikon sämtliche Berechtigungen. 

Er bediente sich grosszügig bei Radio 105

Bei Konkursen war Thomas R. stets zur Stelle, um dann jeweils das übrig gebliebene Geld der Firmen mit List selber abzuzweigen. So wies er die Verantwortlichen einer konkursiten Firma an, ihm Bargeld zu übergeben. Damit wolle er ausstehende Zahlungen decken. Doch das Geld wanderte in seine eigene Tasche. 

Besonders grosszügig bediente er sich beim Konkurs der Music Network AG, die einst Radio105 betrieben hatte und 2014 bankrott ging. 1,2 Millionen Franken zweigte er dort ab. Mit dem erschlichenen Geld kaufte er unter anderem Autos, Kleider, Schmuck und Immobilien in Wetzikon ZH und Hamburg.

In 23 Konkursverfahren wies er das Personal oder die Banken direkt an, fiktive Guthaben an ihm bekannte Personen auszuzahlen. Diese Bekannten leiteten die Gelder dann - gegen ein kleines Entgelt - an den Notar-Stellvertreter weiter.

Heute arbeitet er als Jungunternehmer und ist mit einer Ärztin zusammen

Er habe seine Betrügereien raffiniert angestellt. Auch barg er eine erhebliche kriminelle Energie, um einen gehobenen Lebensstil zu führen, sagte der Richter bei der Urteilsverkündung. 

Enttäuschend: Einen Plan um sie zu entschädigen, präsentierte R. bei der Verhandlung nicht. Dabei sprach er früher von einem Konzept, um den Geschädigten das Geld zurückzuzahlen. 

R., der mit einer Ärztin zusammen lebt, arbeitet heute als Jungunternehmer. Er wolle sich nun seiner neu gegründeten Beratungsfirma widmen. Auf ihn wartet aber noch eine gesalzene Rechnung: Der Kanton Zürich musste die abgezweigten zwei Millionen Franken ersetzen - und fordert diese nun vom betrügerischen Notar-Stellvertreter zurück.

* Name der Redaktion bekannt 
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