Zürcher Polizei-Puff
Was weiss die «lesbische Paula»?

Frauen aus dem Zürcher Polizei-Puff beschuldigen die «lesbische Paula». Sie soll das Chilli’s mit harter Hand regiert haben.
Publiziert: 16.11.2013 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:16 Uhr
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Ihr Reich waren die Chilli’s-Zimmer: Paula G. (38).
Von Gabriela Battaglia und Beat Michel

Wer hatte im berüchtigten Chilli’s im Zürcher «Bermuda-Dreieck» die Hosen an? Gäste, denen nach einem Abend im Nachtclub plötzlich Zehntausende Franken fehlten, beschuldigen Chilli’s-Boss Samir «Sämi» Y.* (42).

Ganz anders tönt es bei den Frauen aus seinem Puff: Sie belasten Paula G.* (38) schwer, die als Hotelmanagerin die Zimmer über dem Club bewirtschaftete. Bis sie bei der Razzia am Montagabend verhaftet wurde. Paula G. ist eine der Frauen, die von der Polizei gleich abgeführt wurden. Sie sitzt in U-Haft.

An der Langstrasse kennt man sie unter anderem Namen: Die gebürtige Brasilianerin aus dem Nordosten des Landes ist im Milieu bloss als «lesbische Paula» bekannt – damit klar ist, wer von den vielen «Paulas» im Quartier gemeint ist. Sie soll das Chilli’s mit harter Hand regiert haben.

«Wenn ein Gast mit uns in die oberen Stockwerke mitgehen wollte, hat Paula uns ein Zimmer zugeteilt. Sie hat auch die Kreditkarten genommen, durch die Maschine gezogen und abgebucht», sagt eine Chilli’s-Aussteigerin und Ex-Freundin von Boss Sämi. «Ohne Paula ging nichts.»

Kreditkarten sind der Schlüssel zum Zürcher Sex-Sumpf: Zehntausende von Franken sollen den Gästen von ihren Karten abgebucht worden sein, während sie nach einem Drink einnickten (BLICK berichtete).

Ist die «lesbische Paula» also die Schlüsselfigur im Zürcher Polizei-Puff? Kann sie Chef Sämi belasten – und wird sie es tun? Die Damen an der Langstrasse glauben nicht daran. «Die können Sämi doch nichts nachweisen. Er wird bald wieder arbeiten.»

Da könnten sie sich irren: Die Staatsanwaltschaft hat genug gegen Samir Y. in der Hand, dass ihr Antrag auf Untersuchungshaft genehmigt wurde. Sämi und neun andere Beschuldigte sitzen wohl noch ein Weilchen.

Dazu gehören auch drei Polizisten der Fachgruppe Milieu- und Sexualdelikte. Ihnen wirft die Staatsanwaltschaft vor, von Getränken, Essen und Gratis-Sex profitiert zu haben. Im Gegenzug sollen sie vor Razzien gewarnt haben.

Auch Sittenpolizist Christian J.* sitzt. Er gilt als Drahtzieher. «Das wundert mich nicht», sagt die Chilli’s-Aussteigerin. «Er verbrachte sogar die Freizeit im Lokal.» Ein Foto zeigt ihn eng umschlungen mit der Prostituierten Paulinha. Früher bekannt für ihr Muttermal an der Nase. Heute dafür, dass sie es für viel Geld entfernen liess.

* Namen der Redaktion bekannt

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