Der Nachtzuschlag im Kanton Zürich sorgt immer wieder für Aufregung. Zusätzlich zum normalen Billett oder dem GA müssen Nachtschwärmer einen Zuschlag von fünf Franken bezahlen. Viele wissen das nicht. Wer ohne erwischt wird, bezahlt 75 Franken. Die Kontrolleure sind unerbittlich. Wie unerbittlich zeigen folgende Beispiele:
Fall 1: GA-Kunden mit Anzeige gedroht
Micha Z. (34), Journalist aus Bern, ist in der Nacht auf den 9. September, um 01.32 mit der S-Bahn von Winterthur nach Zürich unterwegs. «Nach wenigen Minuten stürmt eine Kontrolleurin ins Abteil und verlangt die Tickets», erzählt Micha Z.
«Ich zeige mein GA. Darauf sagt sie ‹Sie sind ein Schwarzfahrer, weil Sie keinen Nachtzuschlag gelöst haben.› Gleich darauf stürmen zwei Bodyguards herbei.»
Micha Z. will sich erkundigen, was es mit diesem Nachtzuschlag auf sich hat. Aus Bern kennt er sowas nämlich nicht. Doch die SBB-Kontrolleurin schreit den Passagier an: «Name, Vorname!»
Der langjährige SBB-Kunde erwidert, er lasse nicht in diesem Gefängniswärterton mit sich umspringen und fragt nach ihrem Namen.
«Das geht Sie nichts an!», sagt die Kontrolleurin harsch. «Ich habe meinen Ausweis in die Luft gestreckt, als ich das Abteil betreten habe. Das reicht!»
Der Bahnpolizist neben ihr verschränkt seine muskulösen Arme und sagt: «Hey Mann, wieso willst du das wissen?»
Dem langjährigen SBB-Kunden ist das mittlerweile zuviel: «Gut, dann können Sie meinen Namen ja auch vom GA ablesen.»
Die Kontrolleurin schreit: «Aha, Sie verweigern also! Dann kriegen Sie noch eine Anzeige!»
Im Bahnhof Zürich angekommen, merkt Micha Z., dass er nicht das einzige Opfer der SBB-Attacke ist. Zwei Personen werden aus dem Zug geschleppt, einer schreit: «Ich werde misshandelt.»
Ein weiterer Mitarbeiter der SBB-Transportpolizei sagt später dazu: «Hier sind wir in Zürich, hier herrschen andere Sitten.»
Fall 2: Bilettkneifer aufs Feld verfolgt
Stephan K. (25) aus Winterthur machte Bekanntschaft mit einem besonders hartnäckigen – und fitten – Kontrolleur. «Ich realisierte erst im Zug, dass ich in Winterthur vergessen hatte, den Nachtzuschlag zu lösen.» Da er einer 75-Franken-Busse entgehen wollte, stieg er in Stettbach, kurz vor Zürich, aus.
«Der Kontrolleur und ein Sicherheitsmann verfolgten mich. Wir lieferten uns während fünf Kilometern eine wilde Verfolgungsjagd. Sie liessen nicht locker. Ich flüchtete auf ein Bauernfeld – und entkam.»
Stephan K. weiss, dass er sich nicht über eine saftige Busse hätte beklagen können. Aber er wunderte sich über den Einsatz und Eifer der Kontrolleure. «Und dies alles wegen einem Fünf-Franken-Ticket.»
Das sagt die SBB: Aussage gegen Aussage
Blick.ch hat SBB-Sprecher Christian Ginsig zu den beiden Vorfällen befragt.
SBB-Kommentar zu Fall 1: «Die Darstellung von Micha Z. widerspricht den Wahrnehmungen unseres Kontrollpersonals, welches diesen Vorfall ebenfalls schriftlich festgehalten hat.» Es steht also Aussage gegen Aussage.
SBB-Kommentar zu Fall 2: «Diesen Vorfall können wir aufgrund der Schilderung nicht nachvollziehen.»
Doch wer hat jetzt Recht? Werden die Kontrolleure immer aggressiver oder liegt es am rüpelhaften Verhalten der Passagiere?
«Ein verändertes Kundenverhalten können wir generell nicht feststellen», sagt SBB-Sprecher Ginsig. Den Nachtzuschlag brauche es aber, auch wenn es immer wieder Ärger gebe. «Das Bezahlen des Nachtzuschlags stellt sicher, dass die Passagiere das Nacht-Angebot nutzen können.»
Wer sich unfair oder zu hart behandelt fühlt, der kann sich jedoch bei der SBB melden. Ginsing:
Der Kunde kann im Zweifelsfall die Personalnummer verlangen. Über diese Personendaten kann zur Abklärung eines Vorfalls jederzeit das Kontrollpersonal eruiert werden.»
Haben Sie ähnliche Erfahrungen? Schildern Sie uns ihre Begegnungen mit dem SBB-Kontrollpersonal oder rüpelhaften Passagieren im Kommentar!
Im vergangenen November führte die SBB am HB in Zürich eine grossangelegte Billettkontrolle durch, wodurch viele Passagiere ihren Nachtzug nach Hause verpassten (Blick.ch berichtete). Grund: Die Kontrolle fand nicht in den Zügen statt, sondern bereits in der Halle.
«Einige Rolltreppen hinunter auf die S-Bahn-Gleise waren abgesperrt. Man musste an den Kontrolleuren vorbei, um aufs Perron zu kommen», nervt sich eine Blick.ch-Leserin.
«Es gab einen solchen Stau, dass ich meinen Zug verpasst habe, obwohl ich ein gültiges Billett gehabt hätte. Das kann doch nicht sein!» Eine Stunde musste die junge Frau auf den nächsten Nachtzug warten. «Und auch dann, um 3 Uhr morgens, war die Kontrolle immer noch im Gang.»
Im vergangenen November führte die SBB am HB in Zürich eine grossangelegte Billettkontrolle durch, wodurch viele Passagiere ihren Nachtzug nach Hause verpassten (Blick.ch berichtete). Grund: Die Kontrolle fand nicht in den Zügen statt, sondern bereits in der Halle.
«Einige Rolltreppen hinunter auf die S-Bahn-Gleise waren abgesperrt. Man musste an den Kontrolleuren vorbei, um aufs Perron zu kommen», nervt sich eine Blick.ch-Leserin.
«Es gab einen solchen Stau, dass ich meinen Zug verpasst habe, obwohl ich ein gültiges Billett gehabt hätte. Das kann doch nicht sein!» Eine Stunde musste die junge Frau auf den nächsten Nachtzug warten. «Und auch dann, um 3 Uhr morgens, war die Kontrolle immer noch im Gang.»