Sie gaukelten ihm vor, kompromittierende Bilder von ihm zu veröffentlichen, die ihn beim Sex mit Männern zeigen: Ein Roma-Clan erpresste einen schwulen Pfarrer im Pensionsalter aus einer Gemeinde im Zürcher Bezirk Andelfingen. Sie wollten immer mehr Geld – bis der Lebenspartner des Pfarrers die Notbremse zog und die Polizei einschaltete.
Nun stehen zwei Slowaken seit Dienstag vor dem Bezirksgericht Andelfingen. Der 43-jährige Slowake nutzte die Hilfsbereitschaft und Menschenliebe des katholischen Pfarrers schamlos aus. Laut Anklageschrift gab er sich zu Beginn harmlos, erklärte dem Pfarrer, er brauche dringend Geld für eine Unterkunft, Lebensmittel oder für seine Familie. Er werde das Geld zurückzahlen, sobald er eine Arbeit gefunden habe – was natürlich nie geschah.
Lebenspartner rief die Polizei
In der Folge holte er immer wieder Geld vom Pfarrer ab, überredete ihn zu weiteren Zahlungen. Wie viel, ist heute kaum mehr nachzuvollziehen, es könnten aber bis zu 100'000 Franken sein. Auch überredete der Slowake mit seinen Komplizen sein Opfer dazu, Kreditkartenverträge abzuschliessen. Damit kaufte der Slowake elektronische Geräte und verkaufte sie weiter.
Schliesslich bedrohte der Mann mit einem anderen Clan-Mitglied den Pfarrer in seinem Haus und forderte Bargeld. Als sich dieser weigerte, drohten sie mit der Veröffentlichung der Sex-Bilder. Auch Informationen über eine sexuelle Beziehung zwischen dem Mittäter des Beschuldigten und dem Pfarrer würden sie öffentlich machen. Der Lebenspartner des Mannes rief die Polizei, welche die Männer in der Wohnung des Pfarrers festnahm.
Nicht das einzige Opfer
Der Pfarrer war nicht das einzige Opfer. Auch einen anderen gläubigen Mann aus dem Appenzell nahm der Clan aus und erleichterte ihn um bis zu 10'000 Franken.
Gemäss Anklageschrift hat sich der Beschuldigte der mehrfachen Veruntreuung, des gewerbsmässigen Betrugs und der versuchten gewerbsmässigen Erpressung schuldig gemacht. Die Staatsanwaltschaft fordert eine Freiheitsstrafe von 40 Monaten und fünf Jahre Landesverweis für den Haupttäter sowie zusätzlich 15 Monate bedingt und Landesverweis für den anderen Beschuldigten. Das Urteil fällt nächste Woche. (neo)