Pendler empört über den «Vorfahrt-Kommentar» zu Tram-Unfall von Lucy (†12)
«Das Bundesamt soll sich entschuldigen!»

«Trams haben grundsätzlich Vorfahrt. Eigentlich weiss das jedes Kind» - die herzlose Aussage des BAV-Sprechers sorgt nach dem Tod von Lucy (12) für Unverständnis und Empörung unter Pendlern.
Publiziert: 07.07.2017 um 10:48 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:00 Uhr
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Christian Küllmei (33), Onkologe, zu Besuch in Zürich: «Saladins Kommentar ist total unpassend und ignorant. Es ist einfach frech, so etwas zu sagen. Der Tod des Mädchens ist ein sensibles Thema. Selbst wenn ein Kind mit Absicht vor eine Bahn springen würde, so etwas sagt man nicht.»
Foto: rad

Der tragische Tod von Lucy H.* erschütterte am Montagmittag ganz Zürich. Das 12-jährige Mädchen war mit dem Velo unterwegs, als es auf Höhe der Haltestelle Neugut in Wallisellen ZH von der Glattalbahn erfasst wurde. Lucy H. hatte keine Chance. Sie wurde so schwer verletzt, dass sie noch auf der Unfallstelle starb.

Seit die Glattalbahn im Jahr 2010 in Betrieb genommen wurde, haben sich bereits 60 Unfälle ereignet – vier davon mit tödlichem Ausgang. Der Kommentar von Gregor Saladin, Sprecher des Bundesamts für Verkehr (BAV), dazu: «Trams haben grundsätzlich Vorfahrt. Eigentlich weiss das jedes Kind.»

Saladin soll sich bei Lucys Eltern entschuldigen

Ebendiese Aussage sorgt bei Pendlern für Empörung und Unverständnis, wie eine Umfrage von BLICK zeigt. «Damit ist niemandem geholfen. Die Aussage ist absolut unüberlegt, inkompetent und unprofessionell», kritisiert Sandra Hotz (27), Medizinische Praxisassistentin aus Eglisau ZH.

Ähnlich sieht es auch die zweifache Mutter und Architekturjournalistin Jenny Keller (37): «So etwas zu sagen, ist rücksichtslos und alles andere als diplomatisch.» Sie geht noch einen Schritt weiter und fordert, dass sich BAV-Sprecher Saladin bei den Eltern von Lucy H. entschuldigt.

Auf Gesetz berufen reicht nicht

Mit Saladins Aussage mache es sich das Bundesamt für Verkehr etwas zu einfach, findet Willy Bernet (79) aus Winterthur ZH. «Ich kann die Aussage nicht nachvollziehen. Ein Kind in dem Alter kann die Gefahr, die von der Glattalbahn ausgeht, noch gar nicht richtig einschätzen. Das Bundesamt für Verkehr kann sich nicht einfach nur auf das Gesetz berufen. Der Übergang muss sicherer gemacht werden, damit so etwas Schreckliches nicht wieder passiert», sagt der pensionierte Versicherungsspezialist.

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