Seit Jahren beschäftigt Carlos* (23) die Behörden. Der renitente Schläger bringt das System mit seinem Verhalten immer wieder an die Grenzen. Nun lässt die Zürcher Staatsanwaltschaft sogar prüfen, ob der Wiederholungstäter gemäss Artikel 64 des Strafgesetzbuches ordentlich verwahrt werden soll.
Einen Vorgeschmack auf das, was ihm blühen könnte, erhält Carlos schon jetzt. Seit vier Monaten sitzt er in der Justizvollzugsanstalt Pöschwies fast ununterbrochen im Arrest, wie die «NZZ» berichtet. 23 Stunden pro Tag in einer rosa gestrichenen Zelle. Grund dafür: Carlos sei kurz nach seiner Verlegung im August dieses Jahres mit Sachbeschädigungen, massiven Drohungen und Gewalt aufgefallen.
«Das ist brutal und kaum auszuhalten»
Thomas Häusermann, der Anwalt des 23-Jährigen, bezeichnet die Haftsituation als Skandal. «Grundlegende Rechte meines Mandanten werden mit Füssen getreten», sagt er zur Zeitung. Carlos sei zum Teil sogar der einstündige Hofgang für jeweils eine ganze Woche verweigert worden. «Die Sache läuft in eine bedrohlich falsche Richtung.»
Auch Carlos selber wehrt sich gegen den Arrest. «Das ist brutal und kaum auszuhalten», schreibt er der «NZZ». Die Behörden wollten damit Stärke demonstrieren. «Sie versuchen mich wohl zu brechen.» Denn er sei offensichtlich ein Problem für das System.
«Am Ende wird das System Carlos brechen.»
Das Amt für Justizvollzug weist die Vorwürfe zurück. Die Unterbringung von Carlos erfolge im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben. Wegen des schwierigen Verhaltens des 23-Jährigen benötige man dafür eine spezielle Infrastruktur und grosse personelle Ressourcen.
Der Jurist und Strafvollzugsexperte Benjamin F. Brägger nimmt die Behörden in Schutz. Dass es so weit gekommen sei, habe sich Carlos auch selber zuzuschreiben, sagt er der Zeitung. «Je mehr sich jemand auflehnt, desto härter reagiert der Strafvollzug.» Man könne den Täter hier nicht einfach zum Opfer machen.
Es finde gerade ein Abnützungskampf zwischen dem Insassen und dem Staat statt. Und dessen Ende ist für Brägger jetzt schon klar. Man könne das System nicht kaputt machen, sagt er. «Am Ende wird es Carlos brechen.»
«Ich will nichts mehr mit den Behörden zu tun haben»
Carlos denkt aber nicht daran, nachzugeben. Er träumt von der Freiheit und einer Karriere als Boxer. «Ich will ein Mitglied der Gesellschaft, ein anständiger Bürger werden und nicht mehr mit den Behörden zu tun haben», schreibt er. Kämpfen wolle er zukünftig nur noch im Sport. (krj)