Carlos* ist einer der berüchtigtsten Straftäter der Schweiz. Derzeit sitzt er in der Strafanstalt Pöschwies ein. Grund: Er schlug kurz vor seiner eigentlichen Entlassung einen Aufseher nieder und verletzte ihn dabei.
Doch nun droht dem renitenten Schläger offenbar die ordentliche Verwahrung. Wie Staatsanwalt Ulrich Krättli auf Anfrage der «NZZ» bestätigt, lässt er die Verwahrung nach Artikel 64 des Strafgesetzbuches durch einen Gutachter prüfen.
«Eine Verwahrung wäre schlimmer als die Todesstrafe»
Ob die Voraussetzungen für eine Verwahrung erfüllt sind, entscheidet jedoch das Gericht. Gegenüber der «NZZ» äussert sich Carlos nun erstmals dazu. «Eine Verwahrung wäre schlimmer als die Todesstrafe. Ich würde damit lebendig begraben, und das mit 23 Jahren», hält er fest.
Er habe doch niemanden umgebracht, meint Carlos weiter. Er sei auch kein Mensch, der in Freiheit einfach so losziehen würde, um sich zu prügeln. «Alles, was mir jetzt vorgeworfen wird, ist doch im Gefängnis passiert. Klar bin ich kein Engel, aber die machen mich zu einem Monster. Die Wahrheit aber liegt wohl irgendwo dazwischen.»
Schon im April bestätigte Krättli gegenüber BLICK, dass eine Verwahrung im Raum stehe. Damals gab sich Carlos’ Anwalt Häusermann kämpferisch: «Extreme Massnahmen können entsprechende Reaktionen bei ihm hervorrufen. Die ganze Situation ist sonderbar. Er wird behandelt wie ein höchst gefährlicher Straftäter. Wir dürfen nicht vergessen: Carlos hat niemanden umgebracht oder vergewaltigt. Die Behandlung ist ungerecht.»
Die Staatsanwaltschaft spreche jedoch von einer neuen Eskalationsstufe im Verhalten von «Carlos», wie die «NZZ» weiter berichtet. Er könne sich inzwischen nicht einmal mehr im geordneten Alltag des Strafvollzugs an die Regeln halten, heisse es in einer Stellungnahme an das Zürcher Obergericht. Der junge Mann lebe seine «unbändige, höchst gefährliche Kraft, seine Wut und Gewalt an Aufsehern und Mitgefangenen aus».
Diese Aussagen stützte bereits im letzten April ein Polizeiinsider gegenüber BLICK: «Auf dem Hofgang braucht es jeweils mindestens vier Mitglieder einer Sondereinheit. So viele sind nötig, um ihn sicher aus der Zelle zu holen.»
Carlos weigert sich mit Gutachtern zu sprechen
Wann genau das Gutachten über eine ordentliche Verwahrung fertiggestellt ist, bleibt offen. Denn Carlos verweigere jeglichen Kontakt zu Gutachtern und Therapeuten. Die Einschätzungen basieren deshalb allesamt auf Akten. Carlos begründet in der «NZZ» sein unkooperatives Verhalten: «Ich war schon mit elf Jahren mehrere Monate in einer psychiatrischen Klinik eingesperrt, man hat mir dort Spritzen gegeben, und dann kamen Psychiater. Es ist doch verrückt, wie mich jemand aufgrund von Akten und einigen Gesprächen als Mensch einschätzen will.»
Alle hätten Angst, etwas Falsches über ihn zu schreiben, deshalb würden sie den sicheren Weg gehen und dem Vorgänger abschreiben. «Vielleicht hilft gewissen Schwerkranken eine Therapie, aber bei vielen sind sie am falschen Ort.» (nbb)
* Name geändert