Wegen Freiheitsberaubung und Entführung
Ladendetektiv vor Gericht, weil er Dieb in Handschellen abführte

Ladendetektiv Roman F. * (32) wird der Prozess gemacht, wegen Freiheitsberaubung und Entführung. Mitten auf dem Bahnhofplatz in Luzern legte er einen Dieb in Handschellen und führte ihn ab. Laut Anklage hat er auch privat ernste Aggressionsprobleme.
Publiziert: 19.10.2018 um 01:17 Uhr
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Aktualisiert: 02.11.2018 um 09:39 Uhr
Ladendetektiv Roman F. neigt zu Gewalt. Er hielt einen Dieb brutal an und legte ihn in Handschellen.
Foto: PHILIPPE ROSSIER
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Anian Heierli

Ladendetektiv Roman F.* (32) dachte, er dürfe Sheriff spielen und Diebe gewaltsam in Handschellen legen. Damit lag er wohl falsch. Am Mittwoch stand der Schweizer für einen besonders rabiaten Einsatz vor dem Kriminalgericht Luzern. Der Vorwurf: Freiheitsberaubung und Entführung.

Passiert ist es im Oktober 2013. Roman F. und ein Mitarbeiter sind als Ladendetektive für den Globus in Luzern im Einsatz. Sie erhalten die Nachricht, dass ein Mann ein Parfüm gestohlen habe. Die Sicherheitsmänner heften sich unauffällig an die Fersen des Verdächtigen, verfolgen ihn, als dieser die Filiale verlässt.

Überwachungskameras filmen rabiaten Einsatz

Auf dem Bahnhofplatz packen sie den Mann ohne Vorwarnung und ziehen ihm die Arme auf den Rücken. Roman F. legt seinem Opfer Handschellen an. Grob führen sie ihn in gebückter Haltung und mit gebundenen Händen gegen seinen Willen zurück zum Globus. Noch bevor sie in der Filiale ankommen, durchforsten sie den Rucksack des Verdächtigen.

Die Kameras am Bahnhof halten alles fest. Trotzdem tritt Roman F. vor Gericht gelassen auf. Der Muskelmann gibt sich unschuldig: «Ich war erst seit wenigen Wochen Ladendetektiv. Ich dachte, das machen alle so.» Sein Verteidiger dazu: «Bei seinem ehemaligen Arbeitgeber, einer Sicherheitsfirma, gehören solche Festnahmen ausserhalb des Geschäfts zur Praxis.» Gefordert wird ein Freispruch. 

BLICK hat bei der zuständigen Firma nachgefragt. «Ein solches Vorgehen wird nicht geduldet», sagt der Einsatzleiter. «Der ehemalige Mitarbeiter verkörperte in mehreren Punkten unsere Werte nicht, weshalb man das Arbeitsverhältnis beendete.»

Laut der Firma gehen ihre Angestellten wie folgt vor: Ladendetektive müssen sich ausweisen und die Person ins Geschäft bitten. Falls diese sich widersetzt, wird umgehend die Polizei alarmiert. «Unsere Mitarbeiter müssen verhältnismässig handeln. Wir stellen weder Handschellen zur Verfügung, noch wird Abführen geduldet!»

Sechs Mal ohne Ausweis am Steuer

Dazu werden dem Angeklagten weitere Delikte vorgeworfen. Zwei Polizisten wollen Roman F. im September 2014 erwischt haben, wie er betrunken mit dem Auto losfahren wollte. Der Angeklagte verneint: «Ich habe nur mein Handy geladen.» Trotzdem verlor er seinen Ausweis.

Das hielt ihn nicht davon ab, sich hinters Steuer zu setzen. In der Folge wurde er sechsmal beim Fahren ohne Führerschein erwischt, einmal sogar mit über einem Promille Alkohol.

Laut Staatsanwaltschaft hat der Angeklagte zudem Aggressionsprobleme. Im Ausgang soll er einen Polizisten angegriffen und einen Mann geschlagen haben. Daran will er sich nicht erinnern. 

Für die Verteidigung gilt die Unschuldsvermutung. Sie fordert einen Freispruch in mehreren Punkten. Dagegen fordert die Staatsanwaltschaft eine teilbedingte Freiheitsstrafe von 20 Monaten plus acht Monate Gefängnis. Das Urteil fällt in den kommenden Tagen.

* Name geändert

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