Bauer ist man 24 Stunden am Tag. Blaumachen liegt nicht drin, sonst verkommt der Hof und die Tiere leiden. Doch was, wenn der Landwirt verunfallt, krank wird oder einfach mal in die Ferien will?
«Wir helfen, wenn Not am Mann ist», sagt Fredy Abächerli (54), Geschäftsführer von Maschinenring Zug. Die sogenannten Maschinenringe gibt es überall in der Schweiz. Die Vereine funktionieren eigenständig als Personalvermittlung für Bauern. Abächerli erklärt BLICK das System: «Wir haben einen Pool mit ausgebildeten Landwirten, auf die wir zurückgreifen können. Sie werden im Notfall oder auf Wunsch als Betriebshelfer eingesetzt.»
Reich werden die Temporär-Arbeiter dadurch nicht. Netto bleibt ihnen für den körperlich anstrengenden Job rund 26.40 Franken pro Stunde. Offen gibt Abächerli zu: «Bei einer Firma würden sie wohl mehr verdienen. Wir vermitteln auch Aufträge im Bau-, Transport- und Mechanikgewerbe.» Doch warum gibt es dann ausgebildete Bauern, die Betriebshelfer-Einsätze leisten wollen?
Ein Bauer kostet rund 9000 Franken im Monat
«Aus Solidarität», betont der Geschäftsführer. «Viele sind aus der gleichen Region, kennen sich und helfen einander.» Der Maschinenring Zug orientiert sich an kantonalen Richtlinien und nicht am Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für Personalverleih. Aus gutem Grund: Kein Landwirt könnte sich dann noch einen Betriebshelfer leisten. Denn: Nach GAV würde ein Bauer mit einer 70-Stunden-Woche, Nacht- und Sonntagszuschlag rund 9000 Franken kosten.
Somit ist es für die Landwirtschaft besonders erfreulich, dass gerade viele junge Erwachsene als Betriebshelfer arbeiten. Sie haben die Lehre abgeschlossen, aber noch keinen Hof übernommen. «Es ist eine gute Chance, mal etwas anderes zu sehen», sagt Abächerli. «Wir sind auf Junge angewiesen, die bei uns anklopfen!»
Dem pflichtet Adrian Würsch (25) zu. Der Landwirt aus Cham ZG leistete in den letzten Jahren für Maschinenring rund 10 Einsätze als Betriebshelfer. «Das hat mir viel gebracht», sagt er zu BLICK. «Denn jeder führt seinen Betrieb etwas anders. So lernte ich verschiedene Ansätze kennen und wurde selbständiger.»
Viele haben einen Zweitjob
Mittlerweile hat Würsch den elterlichen Hof mit den 15 Milchkühen übernommen. Hier arbeitet er rund 85 Prozent. Zusätzlich ist er noch einen Tag als kaufmännischer Angestellter tätig. Den Auftrag hat er über Maschinenring erhalten. In dieser Zeit schaut seine Familie auf den Hof. Denn die Realität für Kleinbauern ist hart: Um zu überleben, sind viele auf einen Zweitjob angewiesen.