Keiner hat mehr Bildchen als Markus Stadelmann (51) aus Sursee LU
Lang klebe der König!

Pro Saison gehen eine halbe Million Panini-Bilder durch seine Finger. Markus Stadelmann hilft auch, wenn einmal Fussballer fehlen – das macht er gratis. «Mein Lohn sind strahlende Kinderaugen», sagt er.
Publiziert: 16.04.2018 um 23:40 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 19:35 Uhr
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Markus Stadelmann (51) zeigt stolz sein limitiertes Panini-Sammelbuch.
Foto: SIGGI BUCHER
Anian Heierli

Völlig zurecht trägt Markus Stadelmann (51) aus Sursee LU den Titel Panini-König. In seiner Welt dreht sich zurzeit alles um das klebrige Phänomen. Auf dem Regal hinter ihm stehen diverse Alben, natürlich vollständig. Vor ihm stapeln sich Hunderte Bilder, alle druckfrisch. Dazwischen liegt sein persönliches Sammelbuch zur WM 2018, eine streng limitierte, gebundene Sonderedition.

Halbe Million Bildli pro Saison

«Ich vervollständigte schon mehr als 6000 Alben», sagt er zu BLICK. Ganz genau wisse er das aber auch nicht mehr. Er schätzt: «Pro Welt- und Europameisterschaft habe ich knapp eine halbe Million Bildli in meinen Händen.» Doch was macht der König mit all den Bildern? «Die sind nicht für mich. Ich komplettiere Alben für andere. Wer nur noch wenige Bildli sucht, darf mir seine Liste schicken. Ich besorge dann die fehlenden.»

Reich wird Stadelmann damit nicht. Der Logistiker macht die Arbeit gratis. Die einzige Gegenleistung, die er verlangt, sind ein frankiertes Retour-Couvert und doppelte Bildli: «Damit fülle ich meinen Stock und kann so neue Listen abarbeiten», sagt er. «Mein grösster Lohn sind strahlende Kinderaugen!»

«Nicht alle Eltern können sich Bildli leisten»

Ihm ist egal, dass er aktuell kaum noch Freizeit hat: «Oft sortiere ich bis Mitternacht!» Stadelmann wird ernst und erklärt: «Ich mache das gerne. Nicht alle Eltern können sich Panini-Bildli leisten.» Er erinnert sich an einen bewegenden Moment, als er eine sehr arme Familie mit drei Buben unterstützte.

Obwohl den Jungs noch Hunderte Bilder fehlten, machte Stadelmann eine Ausnahme und vervollständigte ihre Alben. Er brachte die Bildli sogar persönlich vorbei. Der Jüngste rannte vor Freude in der Stube herum. Danach schrieben ihm alle drei einen Dankesbrief. «Das ist mehr wert als Geld», so der Sammel-König.

Mini-Dealer Marc Beck (11) geht für ihn auf den Schulhof

Bislang konnte Stadelmann alle Wünsche erfüllen. Doch die Anfragen steigen stetig. An der EM 2016 waren es 1800. Das ist zu viel für seinen Briefkasten. In der Hochsaison holt er die Post deshalb beim Amt ab. Beim Sammeln helfen ihm noch seine Partnerin Erika Bucher (56) und die gute Freundin Agi Müller (64). Vor allem aber wird er von Mini-Dealer Marc Beck (11) unterstützt. Der Fünftklässler tauscht auf dem Schulhof offiziell für den König. 

Seine Aufgabe macht Marc stolz. «Ja, ich helfe dem König, denn Sammeln macht mir Spass», sagt er. Und: «So lernt man Kinder kennen, mit denen man sonst nicht viel zu tun hat.» Es sei ein grosser Vorteil, wenn man mit dem Panini-König befreundet ist. Marc fehlen  nur noch 19 Bildli. Keiner an der Schule hat jetzt schon so viele Sticker wie er: «Das ist lässig», sagt er.

Auch viele Erwachsene sammeln

Doch nicht nur Kinder tauschen mit dem Panini-König: «Rund 40 Prozent der Sammler sind Erwachsene», sagt Stadelmann. Er hat erst spät damit angefangen. An der EM 2004 in Portugal. «Ich konnte nicht mit ansehen, wie mein Junior sein ganzes Taschengeld ausgibt. Also hab ich ihm geholfen.»

Daraus wurde eine Leidenschaft. «Bevor es losgeht, werde ich kribbelig», so Stadelmann. In seinem Archiv hat er auch Bilder von früher. Nur die Legends-Serie von Coca-Cola hat er nicht im Repertoire. Und was wünscht  er sich für die Zukunft? «Ich möchte noch einmal die Panini-Fabrik im italienischen Modena  besuchen», sagt er.

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