Beat H. erstach Vater im Cannabis-Wahn
Wie Kiffer Killer werden

Der Fall von Kiffer-Killer Beat H.* (33) schockiert: Der Luzerner erstach am 16. Juni 2015 in Beromünster LU seinen Vater Fredy H.* (†64) im Cannabis-Wahn. Der forensische Psychiater Thomas Knecht (60) analysiert für BLICK die tragische Tat.
Publiziert: 25.08.2018 um 01:12 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 23:08 Uhr
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Beat H.* (33) erstach im Cannabis-Wahn seinen Vater.
Foto: zVg
Anian Heierli

Beat H.* (33) handelte wie vom Teufel besessen. Ohne Vorwarnung ging er mit dem Messer auf seinen Vater los, Landwirt Fredy H.* (†64). Mindestens 27 Mal stach er auf sein Opfer ein. Das grausame Verbrechen passierte am 16. Juni 2015 in Beromünster LU. Der mutmassliche Täter stand diese Woche in Luzern vor Gericht. Seine Tat gibt er zu.

Trotzdem fordert Staatsanwalt Michael Bucher (44) keine Strafe – wegen Schuldunfähigkeit. Er stützt sich unter anderem auf ein Gutachten des forensischen Dienstes der Luzerner Psychiatrie, wonach der Angeklagte H. zum Tatzeitpunkt an einer schweren psychotischen Störung litt – ausgelöst durch Cannabis!

Jahrelang griff der Luzerner zum Joint. Bis der gewissenhafte Automechaniker die Kontrolle über seine Gefühle und Gedanken verlor. «Ich kann nicht erklären, warum ich es gemacht habe», sagt er. «Ich war in einer anderen Welt.» Laut Gerichtsakten identifizierte sich Beat H. mit dem heiligen Beatus, welcher der Legende nach einen Drachen tötete.

Psychiater: «Ein besonders krasser Identitätsverlust»

Doch wie gefährlich ist Cannabis wirklich? Wie werden aus Kiffern Killer? Der forensische Psychiater Thomas Knecht (60) hat den Fall für BLICK analysiert: «Hier würde ich von einem wahnhaften Identitätswandel sprechen respektive einer besonders krassen Art von Identitätsverlust.»

Knecht bestätigt: «Die Wirkung von Marihuana fördert Psychosen. Studien aus Skandinavien belegen, dass Cannabis-Raucher deutlich mehr Psychosen haben als Nichtkonsumenten.»

Trotzdem wird der Grossteil der Kiffer nicht psychotisch. «Es ist wie beim Alkohol», so der Psychiater. «Manche haben eine innere Anfälligkeit. Viele Leute können mit der Droge umgehen, doch bei einigen zerstört der Konsum Leben.»

Hohe Dosen sind gefährlich

Relevant für eine Psychose ist auch die Dosis des Konsums. «Der Wirkstoff THC wird vom Körper langsam abgebaut», erklärt Knecht. «Bei täglichem Konsum kumuliert sich der Wert im Körper immer mehr, bis es zu viel wird.»

Dann droht eine durch Drogen ausgelöste akute Psychose. Ein Albtraum, den keiner erleben will. Die Patienten verlieren den Bezug zur Realität. Übliche Denkkategorien lösen sich auf, so dass man Aspekte verschiedener Personen vereinen kann.

Laut Knecht ist der plötzliche Verlauf typisch: «Eine Psychose kommt in der Regel schnell. Es ist eine Sache von wenigen Tagen.» Doch er betont: «Nicht jeder, der eine Psychose entwickelt, begeht ein schweres Verbrechen. Aber wenn eines passiert, ist es besonders tragisch.»

Er versteht, dass die Staatsanwaltschaft im konkreten Fall auf Schuldunfähigkeit plädiert: «Während der Psychose hatte H. keine Einsicht in sein Handeln. Deshalb ist es juristisch kein Verbrechen.»

Aktuell befindet sich H. in einer geschlossenen Klinik. Noch ist unklar, wann und wie er in die Gesellschaft integriert wird.

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