42 Monate Knast für Schweizer Offizier
Banker raubt Bank aus

Michael S.* (56) wirkt alles andere als kriminell. Er studierte Ökonomie, war Offizier in der Armee und arbeitete beim Schweizerischen Bankverein. Als er seinen Job verlor, wusste er nicht weiter und überfiel eine Bank. Vor Gericht gibt er alles zu.
Publiziert: 14.09.2018 um 09:36 Uhr
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Aktualisiert: 03.10.2018 um 11:54 Uhr
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Ex-Banker Michael S.* (56) überfiel die Kantonalbank in Pfäffikon SZ.
Foto: Jessica Keller
Anian Heierli

Seiner Frau sagte er, er gehe zur Arbeit. Tatsächlich aber raubte Michael S.* die Kantonalbank im Seedamm-Center in Pfäffikon SZ aus. Der Überfall passierte im März 2016. Heute sitzt der St. Galler dafür vor dem Strafgericht in Schwyz. Gelassen beantwortet er die Fragen zu seinem Fall, der Stoff für ein Drama bietet.

Der Angeklagte wirkt so gar nicht kriminell. Er studierte Ökonomie an der Universität Bern, war Offizier in der Armee und arbeitete später sogar für den Schweizerischen Bankverein. Doch dann verliert S. seine Stelle. Er erhält die Fassade vom erfolgreichen Geschäftsmann aufrecht. Monatelang verschweigt er seiner Familie den Jobverlust. Wie gewohnt verlässt er weiter jeden Morgen das Haus.

«Es war idiotisch, der grösste Fehler meines Lebens»

Bis der Ex-Banker vor lauter Geldsorgen die Kantonalbank überfällt. Vor Gericht gibt er die Tat zu: «Es war idiotisch, der grösste Fehler meines Lebens.» Er verspricht: «Ich überfalle nie mehr eine Bank.» Heute ist klar: Der Familienvater hat den Raub trotz seiner Verzweiflung geplant.

Im Vorfeld hat er die Filiale ausgekundschaftet. Beim Überfall benutzt er eine echte Pistole des Typs SIG-Sauer-P220. Die Waffe richtet er wiederholt auf Personen in der Bank. So erbeutet S. 55'400 Franken.

Allerdings entreisst ihm ein mutiger Kunde die Tasche mit dem Geld. Überstürzt sucht S. ohne Beute das Weite. Auf der Flucht raubt er erneut ein junges Paar aus. Auch dieses bedroht er mit seiner SIG-Pistole, nimmt den beiden 50 Franken und eine Jacke ab, damit ihn die Fahnder nicht erkennen.

Zwei Tage nach dem Banküberfall kommt er zur Vernunft. In Genf stellt sich der Ex-Banker der Polizei. Er übergibt den Beamten seine durchgeladene Waffe. Trotzdem behauptet er heute, «dass beim Überfall keine Patronen in der Pistole waren». Die Richter müssen ihm glauben – nach dem Vorsatz «im Zweifel für den Angeklagten».

Gefängnis inklusive Therapie

Für den Banküberfall wird Michael S. zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt, wobei zwei Jahre U-Haft und vorzeitiger Strafvollzug angerechnet werden. Wegen Schuldunfähigkeit wird er nicht für den Überfall auf das junge Paar verurteilt. Dafür muss er aber begleitend zum Gefängnis eine ambulante Therapie machen. 

Laut Gutachten leidet S. an einer bipolaren Störung. Davon will der Angeklagte vor Gericht allerdings nichts wissen. «Ich bin nicht psychisch krank», sagt er mehrmals energisch. Aus gutem Grund, denn die Staatsanwaltschaft forderte eine stationäre Massnahme anstelle einer Freiheitsstrafe. In diesem Fall wäre S. frühestens nach fünf Jahren aus der Psychiatrie entlassen worden.

Auch das junge Paar war an der Verhandlung anwesend. Opfer Nora P.* (28) sagte: «Ich litt sieben bis acht Monate nach dem Überfall unter Angstzuständen.» In dieser Zeit konnte sie sich schlecht konzentrieren und prüfte mehrmals pro Nacht, ob die Haustür geschlossen war. Trotzdem entschuldigte sich der verurteilte Ex-Banker und Bankräuber nicht. Das Opfer erhält eine Genugtuung von 1500 Franken. Ihr Freund bekommt 500 Franken.

* Namen von der Redaktion geändert

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