Rätselhafter Rinder-Absturz im Wallis
Hier sprangen ein Dutzend Kälber in den Tod

Ein Dutzend Kälber ist mitten in der Nacht von einer Felswand in den Tod gesprungen. Nur eins von ihnen hat überlebt. Warum ist bisher unklar. Viehhalter in der Region spekulieren über die Ursache.
Publiziert: 30.05.2017 um 20:59 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 17:16 Uhr
Von dieser Felswand sind die Tiere runtergesprungen.
Foto: Yvain Genevay/Le Matin

Es ist ein grauenhaftes Bild, das sich einem Bauern am Donnerstagmorgen in Vollèges VS bietet. Vor einer mehreren hundert Metern hohen Felswand liegen 13 Rinder der Rasse Hérens. Zwölf von ihnen sind tot, eines ist schwer verletzt.

Der Bauer weiss, wem die Tiere gehören. Es sind drei Viehhalter aus der Region. Er kontaktiert sie sofort.

Doch was ist hier genau passiert? Spekulationen gibt es viele, wie «Le Matin» schreibt. Ist allenfalls ein anderes Tier schuld daran, dass die Kälber in den Tod sprangen? War es ein Wolf? Oder ein Luchs? Ein solcher wurde vor dem vergangenen März im Wallis mehrmals gesichtet.

Keine DNA gesichert

Fakt ist: Die Herde war oberhalb der Felswand stationiert, hatte dort ihr Gehege. Zwischen dem Abgrund und ihrer Weide graste allerdings noch eine Herde Yaks. Und trotzdem trieb die Rinder irgendetwas dazu an, sich mitten in der Nacht an den Yaks vorbei bis zur Felskante zu bewegen.

«Die Tiere haben sicher einen Ausweg gesucht», sagt Benoît Berguerand. Er ist der Vize-Präsident der Schweizer Hérens-Viehhalter. Seiner Meinung nach sei es kaum vorstellbar, dass die Kälber ohne Grund vom Felsen gesprungen seien.«Es ist möglich, dass sich ein einzelnes Tier von der Herde abkapselt und dabei abstürzt – aber 13 Tiere, das ist schon ein unverständliches Phänomen.» 

Suche nach dem Auslöser ist schwierig

Herauszufinden, was die Tiere angetrieben hat, ist aber schwierig. «Weil sie bereits eingeäschert wurden, haben wir weder eine DNA von den Kadavern, noch Beweise vom Unfallort», sagt Jagdaufseher Jean-Marcel Délitroz. 

Der Jagdaufseher hält die Luchs-Hypothese dennoch für unwahrscheinlich. «Seit Anfang März haben wir keine Hinweise mehr auf den Luchs in der Region. Ich denke eher, dass da einfach Panik wegen eines bellenden Hundes, eines Bienenschwarms oder Spaziergängern ausgebrochen ist.» In der Nacht genüge es, wenn eines der Tiere abrutsche. Ein Rind sei nämlich immer der Anführer, die anderen würden ihm quasi blind folgen. «Ohne dass sie erkennen, wohin sie gehen», sagt Délitroz. (stj)

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