Seit zehn Tagen pendelt die neue S-Bahn zwischen Mendrisio TI und Varese (I) – schon hagelt es Kritik. Grund: Die Odyssee eines Tessiner Rollstuhlfahrers.
Antonio Canonica (60) will am 8. Januar die Strecke befahren. Aus den 21 Minuten Fahrt, wie im Fahrplan angekündigt, werden neun Stunden Horror. In Varese kann der Schwerstbehinderte nicht aussteigen. Das Gleis 1 liegt über 50 Zentimeter unter dem Zug-Ausgang. Er muss den Bahnhof wechseln und dort das Perron. Geht aber nicht: Lift kaputt, Rampe verschlossen. Antonio verbringt die Nacht im eiskalten Wartesaal – bis ihn die erste Bahn am Morgen wieder heimbringt (BLICK berichtete).
Viele Bahnhöfe in Italien sind 100 Jahre alt
«Es tut uns sehr leid, was Antonio Canonica erleben musste. Es war eine regelrechte Pannenserie, die nicht hätte passieren dürfen», so RFI-Sprecher Carlo Valentino. «Viele Bahnhöfe in Italien sind hundert Jahre alt und noch nicht modernisiert. Erst 2026 werden alle Gleise angeglichen.»
Solange bleibt das Reisen für Rollstuhlfahrer wie Antonio Canonica tückisch. «Behinderte, aber auch ältere Passagiere, sollten sich, bevor sie in die Bahn steigen, von der ‹Sala Blu› die Reise organisieren lassen», erklärt Valentino weiter. «Dort wird geholfen!»
Auch in der Schweiz ist noch viel zu tun
Was Varese angeht, so hat Valentino gute Neuigkeiten für Canonica: «Noch in diesem Jahr soll das Gleis 1 um 55 Zentimeter angehoben werden. Und es gibt neue Lifte.»
Auch die SBB haben Nachholbedarf. Nur 422 Haltestellen und somit knapp die Hälfte der Bahnhöfe seien ohne Hindernisse, sagt Sprecher Patrick Walser. Er verspricht: «Bis 2023 sollen aber alle Bahnhöfe dem Schweizer Behindertengesetz gerecht werden.»
«Wer eine motorische oder sensorische Behinderung hat», sagt Sara Martinetti, «der braucht noch immer Hilfe, um die Bahn zu nehmen.» Die Sprecherin des Behindertenvereins Inclusione Andicap Ticino rät, sich an das «Call Center Handicap SBB» oder in Italien an die «Sala Blu» zu wenden.
Gewinner:
- Zürich: Zwei Tunnel und ein erweiterter Bahnhof – alle Grossprojekte sind für die Metropolregion geplant. Und: Hier soll der Taktfahrplan am stärksten verdichtet werden.
- Genfersee: Die Boom-Region ist Profiteurin Nummer zwei. Die Jura-Südfuss-Strecke zwischen Yverdon (VD) und Genf wird ausgebaut, es kommt der Viertelstundentakt.
- Bern: Von den Ausbauten in Zürich und am Jura-Südfuss profitiert auch Bern, denn in beide Richtungen wird es mehr Verbindungen geben.
- Pendler: Mehr Züge pro Stunde bedeuten freie Sitzplätze.
- Behinderte: Viele Bahnhöfe sollen behindertengerecht umgebaut werden – unter anderen in Basel, Olten SO, Wädenswil ZH und Morges VD.
Verlierer:
- Wallis: Der aufgeschobene Ausbau des Lötschberg-Basistunnels lässt den Halbstundentakt von Bern nach Brig in weite Ferne rücken.
- Bern: Auch Bern verliert mit dem Nichtausbau des Lötschbergs, dabei sind die Planungsarbeiten schon fortgeschritten, wie das Bahnunternehmen BLS sagt.
- Zentralschweiz: Der Bund will den Luzerner Durchgangsbahnhof nicht in den Ausbauschritt aufnehmen. Das Nadelöhr in den Süden bleibt.
- Basel: Der Kanton hatte gehofft, dass sein «Herzstück», eine S-Bahn im Dreiländereck, berücksichtigt wird. Das ist nicht der Fall.
Gewinner:
- Zürich: Zwei Tunnel und ein erweiterter Bahnhof – alle Grossprojekte sind für die Metropolregion geplant. Und: Hier soll der Taktfahrplan am stärksten verdichtet werden.
- Genfersee: Die Boom-Region ist Profiteurin Nummer zwei. Die Jura-Südfuss-Strecke zwischen Yverdon (VD) und Genf wird ausgebaut, es kommt der Viertelstundentakt.
- Bern: Von den Ausbauten in Zürich und am Jura-Südfuss profitiert auch Bern, denn in beide Richtungen wird es mehr Verbindungen geben.
- Pendler: Mehr Züge pro Stunde bedeuten freie Sitzplätze.
- Behinderte: Viele Bahnhöfe sollen behindertengerecht umgebaut werden – unter anderen in Basel, Olten SO, Wädenswil ZH und Morges VD.
Verlierer:
- Wallis: Der aufgeschobene Ausbau des Lötschberg-Basistunnels lässt den Halbstundentakt von Bern nach Brig in weite Ferne rücken.
- Bern: Auch Bern verliert mit dem Nichtausbau des Lötschbergs, dabei sind die Planungsarbeiten schon fortgeschritten, wie das Bahnunternehmen BLS sagt.
- Zentralschweiz: Der Bund will den Luzerner Durchgangsbahnhof nicht in den Ausbauschritt aufnehmen. Das Nadelöhr in den Süden bleibt.
- Basel: Der Kanton hatte gehofft, dass sein «Herzstück», eine S-Bahn im Dreiländereck, berücksichtigt wird. Das ist nicht der Fall.