Ist das der Killer-Wolf von Faido?
«So einen Angriff habe wir noch nie erlebt»

22 Tiere wurden innert einer Woche in der Leventina TI gerissen. War der Räuber ein Einzeltäter – oder fiel er im Rudel über die Schafe her?
Publiziert: 01.02.2017 um 13:24 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:24 Uhr
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Dieser Wolf wurde am Mittwochabend in Bodio TI von der Videoüberwachung aufgenommen.
Foto: Gemeinde Bodio
Myrte Müller

Nach dem Schaf-Massaker vom Wochenende hält das Tessiner Leventinatal den Atem an. Noch immer schleicht ein Wolf – oder gar ein Wolfsrudel? – durch die Nordtessiner Berghänge.

Die blutige Serie beginnt vor einer Woche. Der Räuber springt oberhalb von Faido TI in ein Gehege, reisst drei Lämmer und verletzt ein viertes. «Er ist wohl gestört worden», sagt Bauer Daniele Gada-Barenco (44). 

Ein Wolf wird von Videoüberwachung gefilmt

Am 25. Januar die nächste Spur: Um kurz vor 21 Uhr zeichnet eine Videokamera der Gemeinde Bodio TI einen Wolf auf. Nur 15 Kilometer vom Tatort entfernt. In der Nacht auf Sonntag folgt das Massaker. Wieder reisst der Wolf oberhalb von Faido. Wieder trifft es die Herde von Bauer Gada-Barenco.

Der Räuber oder das Rudel fallen im Blutrausch über 18 Schafe her – die meisten von ihnen sind trächtig (BLICK berichtete). «Wir haben seit 2001 Wölfe im Tessin. Sie reissen durchschnittlich 15 Tiere im Jahr. Doch so einen Angriff haben wir noch nie erlebt», sagt Giorgio Leoni (56) vom kantonalen Amt für Jagd und Fischerei.

Giorgio Leoni, Chef des kantonalen Amtes für Jagd und Fischerei.
Foto: zVg

Schutzzäune haben nichts gebracht

Bauer Daniele hatte 1,20 Meter hohe Elektrozäune um seine Gehege gezogen. Eine Anti-Wolf-Massnahme wie vom Staat empfohlen. Genutzt hat es nichts. «Die Zäune verliefen zum Teil am Hang entlang. Der Sprung ins Gehege war leicht», stellt Kantons-Mann Leoni fest. 

Joanna Schönenberger (45) vom WWF Schweiz vermutet ein Einzeltier. Rudel gäbe es in dem Gebiet noch keine, so die Forstingenieurin. «Sollte es sich bestätigen, dass es in der Leventina ein Wolf war, dann ist er sicher frisch eingewandert», so die WWF-Frau. Und weiter: «Wenn das Tier das Gebiet nicht kennt, reisst es zuweilen so quasi auf Vorrat. Nistet der Wolf sich in seinem neuen Revier erst ein, dann werden die Schäden kleiner, weil er weiss, wo und wann er seine Beute findet.»

Joanna Schönenberger vom WWF Schweiz.
Foto: zVg

Abschuss gefordert

So weit will es Germano Mattei (64) gar nicht erst kommen lassen. «Das Tier muss erlegt werden», sagt der Tessiner Grossrat und Co-Präsident des Vereins für Lebensräume ohne Grossraubtiere. Er bereite gerade eine parlamentarische Anfrage dieser Art an den Tessiner Staatsrat vor: «Der Wolf hinterlässt Riesenschäden für die kleineren Landwirte mit Schaf- oder Ziegenhaltung. Die Jungen werden entmutigt, den Betrieb der Eltern zu übernehmen. Die Alpwirtschaft ist so gefährdet.»

Germano Mattei, Grossrat und Co-Präsident des Vereins für Lebensräume ohne Grossraubtiere.
Foto: Ti-Press
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