Wirtin aus Busswil TG zahlt Busse nicht
«Lieber gehe ich in den Knast»

Anonyme Lärmklagen bescherten Wirtin Bernadette Ackermann eine Busse von 100 Franken. Weil sie diese nicht bezahlen will, wird sie demnächst für einen Tag im Gefängnis einsitzen.
Publiziert: 30.10.2018 um 01:30 Uhr
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Aktualisiert: 30.10.2018 um 09:46 Uhr
«Lieber gehe ich in den Knast»
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Wirtin aus Busswil TG will keine Busse zahlen:«Lieber gehe ich in den Knast»
Marco Latzer

Seit fast einem Vierteljahrhundert schmeisst Bernadette Ackermann (51) das Restaurant Sonne in Busswil TG. Mit Erfolg, wie viele treue Stammgäste beweisen. Demnächst wandert die leidenschaftliche Gastgeberin allerdings wegen ihres Berufs in den Knast.

Für einen Tag zumindest. Ihr Delikt: Störung der Nachtruhe. «Für mich war sofort klar: Das bezahle ich nicht. Mir geht es hier ums Prinzip und ich will ein Zeichen für mehr Toleranz setzen», sagt Ackermann.

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Tauscht Zapfhahn gegen Knast: Wirtin Bernadette Ackermann (51) muss eine eintägige Haftstrafe antreten, weil sie eine Busse wegen Lärmbelästigung nicht bezahlen will.
Foto: Siggi Bucher

Für dunkle Wolken in der Sonne sorgt ausgerechnet der lauschige Sommer: Schon am ersten Tag, an dem Gäste in der Gartenlaube sitzen, beklagt sich jemand wegen des Lärms bei der Polizei. Dieses Spiel wiederholt sich in den nächsten Wochen vier weitere Male. Die Gesetzeshüter werden unfreiwillig zu Dauergästen.

Immer wieder musste die Polizei vorbeischauen

«Das war jeweils ein Tisch mit vier, fünf Gästen, die sich nach zehn Uhr abends draussen noch ein wenig unterhielten», erklärt Ackermann. «Als die Polizisten kamen, waren alle schon in der Wirtsstube drinnen – oder bereits zu Hause!» 

Zu beanstanden gibt es deshalb bei der Wirtin, die erst um Mitternacht Sperrstunde hat, nichts mehr. Zum Verhängnis wird ihr schliesslich der 19. Juli. An diesem Abend feiert Bernadette Ackermann den Geburtstag ihres Lebenspartners.

Um 22.36 Uhr schaut die Polizei erstmals vorbei, um 23.38 Uhr ein zweites Mal – mit jeweils drei Beamten. «Es war der einzige Abend in diesem Jahr, an dem wir ein Fest durchführten. Und es verlief absolut gesittet, dafür kann ich meine Hand ins Feuer legen», sagt die Wirtin, die sich keiner Schuld bewusst ist.

«Für so einen Seich bezahle ich nicht»

Der unterdessen in Rechtskraft getretene Strafbefehl beschert ihr 100 Franken Busse. Oder alternativ einen Tag Ersatzfreiheitsstrafe, den sie einzuziehen gewillt ist. Ihre Devise: «Für so einen Seich bezahle ich nicht, lieber gehe ich in den Knast!»

Ackermann erfährt nicht einmal, wem sie die vielen Lärmklagen zu verdanken hat. «Die Polizisten durften es mir nicht sagen», ärgert sie sich. Und genau das sei der Grund für den Knastprotest: «Früher wurde miteinander gesprochen, wenn etwas gestört hat. Heute jagt man jemandem wie mir einfach die Polizei auf den Hals. Das ist richtig feige!»

Darüber, wer sie im Visier gehabt haben könnte, will Ackermann nicht spekulieren. Offensichtlich ist aber, dass rund um die Sonne in den letzten Jahren viele Neubauwohnungen entstanden sind. Es gibt somit deutlich mehr Nachbarn, die sich potenziell ärgern könnten.

Im Einsatz für mehr Toleranz gegenüber der Gastronomie

Die Restaurant-Besitzerin empfindet die anonymen Klagen als geschäftsschädigend und pure Schikane. Sie mache deswegen eine schlechte Falle gegenüber ihren Gästen. «Dazu kommt, dass genau die Leute, die sich an einem Restaurant stören, sich dann wundern, weshalb so viele Beizen schliessen müssen.»

Für ihre Mission, mehr Toleranz gegenüber der Gastronomie, wird sie volle 24 Stunden eingesperrt sein, weiss Bernadette Ackermann. Nun warte sie auf den «Marschbefehl», fügt sie mit einem Lächeln an. «Wenn es so weit ist, schreibe ich es fett an die Türe, weshalb ich an diesem einen Tag geschlossen habe.»

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