Schon vor 20 Uhr ist der Saal voll. Rund 70 Impfskeptiker sind da. Ein Vater mit Baby, hochschwangere Frauen, junge Eltern und Grosseltern, Pharmagegner. Sie alle wollen erfahren, warum der bekannte Impfgegner Alexander Ilg (67), der vor 17 Jahren seine Patienten noch selbst impfte, inzwischen alles anders sieht.
Ilg gewinnt sie schnell für sich: «Wer von Ihnen hat mit seinem Arzt über das Impfen gesprochen?», fragt er gleich zu Beginn. Viele heben ihre Hand. «Wer fühlte sich nach dem Gespräch gut aufgeklärt?» Schweigen. Dann ein Raunen: Keiner natürlich!
Der St. Galler erzählt aus seinem einstigen Arztalltag. Er habe geimpft, weil er es im Studium so gelernt habe. Dann habe er Schlimmes erlebt: Menschen, bei denen die Impfung MS ausgelöst habe, oder die danach nicht mehr richtig gehen konnten, sogar gelähmt gewesen seien. Ilg belegt diese ungeheuren Geschichten nicht, platziert dafür Seitenhiebe gegen das Bundesamt für Gesundheit. Gruseln, gespickt mit Ironie; eine unwiderstehliche Mischung fürs Publikum.
Ihr werdet von der Medizin belogen
Eine Stunde lang lästert er gegen die Schulmedizin. Streut immer wieder ein «Könnte sein» ein, und doch versteht man: Es ist so! Ihr werdet von der Medizin belogen, im Stich gelassen. «Wenn Impfen so gesund wäre», sagt er, «müssten wir doch sagen können: Super, heute sind die Kinder alle gesund!» Stattdessen seien die Kinder chronisch krank und bräuchten überall Stützunterricht.
Stützunterricht? Was haben Infektionen mit Schulunterricht zu tun? Egal, Ilg ist schon weiter. Und schliesst: «Da muss ich sagen, irgendwas ist einfach faul an der Sache.»
Haben Sie Fragen zum Impfen? Daniel Koch, Leiter für übertragbare Krankheiten des Bundesamts für Gesundheit, beantwortet die wichtigsten Fragen rund ums Thema.
Haben Sie Fragen zum Impfen? Daniel Koch, Leiter für übertragbare Krankheiten des Bundesamts für Gesundheit, beantwortet die wichtigsten Fragen rund ums Thema.
Die Fragen aus dem Publikum sind entsprechend. Eine junge Mutter sagt, man habe ihr einen Tag nach der Geburt ihrer Tochter geraten, sich nachträglich gegen Röteln zu impfen. Ob er das sinnvoll fände. «Röteln wird zu Unrecht als gefährlich eingestuft», sagt ihr Ilg. Was er ihr nicht sagt: Dass sie Glück gehabt hat. Röteln führt bei Ungeborenen zu schweren Missbildungen.
Was ist mit dem Holzsplitter im Finger, fragt jemand anders: Sei der gefährlich, wenn der Sohn nicht gegen Starrkrampf geimpft sei? Und was ist mit der Zeckenimpfung? Ilg bleibt dabei: «Für mich sind alle Impfungen unnötig. Einen Starrkrampf kann man auch homöopathisch behandeln.»
So einfach ist das.