Viel Arbeit für den Tierarzt von Schönbühl BE
So schlimm steht es um die Pferde vom Quäl-Hof

Die Pferde auf dem Skandalhof des Pferdequälers Ulrich K.* (49) mussten lange leiden. Jetzt werden sie von der Armee aufgepäppelt. «Es geht den meisten bereits ein bisschen besser», sagt der Tierarzt. Ob sie die Qualen je werden vergessen können, ist indes unklar.
Publiziert: 11.08.2017 um 16:34 Uhr
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Aktualisiert: 16.10.2018 um 22:35 Uhr
So macht die Armee die Pferde vom Quäl-Hof wieder fit
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Die Tiere sind abgemagert und voller Dreck:So macht die Armee die Pferde vom Quäl-Hof wieder fit
Stéphanie Jenzer

Sie sind abgemagert, dreckig und haben deformierte Hufe. 93 Pferde, die auf dem Quälhof in Hefenhofen TG dahinsiechten, befinden sich nun im Tierkompetenzzentrum der Armee in Schönbühl BE (BLICK berichtete). Dort päppeln sie Soldaten wieder auf.

«Seit ihrer Ankunft vor zwei Tagen sind wir kontinuierlich daran, die Pferde zu striegeln und zu waschen», sagt Ralph Lutz. Er ist der Chef des Veterinärdienstes im Kompetenzzentrum. Die Hufpflege sei nun bei etwa 60 Tieren abgeschlossen. Auch ein Pferdecoiffeur ist vor Ort. «Wir mussten den Tieren die Mähne teilweise ganz abschneiden, weil sie so verknotet waren.»

Fett und Protein für Muskelaufbau

Damit die abgemagerten Pferde schnell zu Kräften kommen, ist die Ernährung jetzt entscheidend: «Die Tiere brauchen jetzt viel Fett, damit sie zunehmen, und Protein, damit sie wieder Muskeln aufbauen», sagt Lutz. Dies geschieht zum Beispiel dadurch, dass Öl zum Futter dazugegeben wird. In erster Linie bekommen sie viel Rohfasern in Form von Heu und zum Teil auch Gras. So wird der Verdauungstrakt wiederum zu normaler Funktion zurückgeführt. 

Bei Ulrich K.s* Pferden sehe man deutlich, dass sie massiv an Muskeln abgebaut hätten. «Auf dem Rücken sind die Knochen zu sehen, bei gesunden Tieren sind dort Muskelstränge», sagt Lutz. Man dürfe die Pferde – vor allem zu Beginn – nicht überfüttern. «Aufgrund der Unterernährung der letzten Monate sind ihre Mägen gar nicht fähig, zu grosse und zu fetthaltige Nahrung aufzunehmen. Das wäre kontraproduktiv.» 

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Die Armee-Angehörigen bringen die Pferde auf die Weide.
Foto: Keystone

Ausserdem hätten viele der Pferde unter starkem Wurmbefall gelitten. «Wir mussten sie entwurmen, teilweise haben die Pferde dadurch bereits eine vernarbte Darmwand – so büssen sie massiv an Aufnahmekapazität ein.» Man sei auf dem richtigen Weg, sagt Lutz. «Es wird aber sicher noch mehrere Monate dauern, bis die Pferde rundherum gesund sind.» Er hoffe sehr, dass sie ihre schlimmen Erfahrungen vergessen könnten, sagt Lutz.

Schon gestern Abend hätten die Tiere aber bereits einen besseren Eindruck gemacht. «Als ich nach Feierabend durch die Ställe ging, war da so eine Ruhe. Die Pferde wirkten zufrieden. Ich staune, wie sehr Pferde ihr Leiden im Stillen akzeptieren können.» Trotzdem: Ein fahler Beigeschmack bleibt. 

«Im schlimmsten Fall bleiben sie ein Leben lang verängstigt»

Vinzenz Gerber ist Chef der Pferdeklinik der Universität Bern. Auch er weiss, wie wichtig es jetzt ist, dass die Pferde gut betreut werden. «Sie sind im Sand Schönbühl in guten Händen, das sind kompetente Leute dort», sagt er zu BLICK. Er habe die Pferde zwar nicht persönlich gesehen, es sei aber prinzipiell wie bei Menschen. «Oft sind es die Ältesten und die Jüngsten, die am meisten leiden.» 

Die Frage ist, ob die Pferde ihre Qualen je werden vergessen können. «Auch Pferde können durch schlechte Erfahrungen traumatisiert werden.» Jedes Pferd sei anders. «Sensible Tiere stecken schlechte Erfahrungen weniger gut weg und brauchen viel länger, bis sie wieder Vertrauen in den Menschen fassen», so Gerber. «Im schlimmsten Fall bleiben sie ein ganzes Leben lang eingeschüchtert und verängstigt.»

*Name der Redaktion bekannt

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