St. Galler Schule schafft Kinder-Rennen ab
Ehrgeiz-Eltern fordern Zielfotos und Lichtschranken!

Beim jährlichen Schulsporttag Rotmonten in St. Gallen gehörte für die Kinder das Sprintrennen einfach dazu. Doch damit ist jetzt Schluss, nachdem ehrgeizige Eltern das Wettrennen immer aufwendiger kontrollieren lassen wollten.
Publiziert: 07.09.2017 um 14:20 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 06:00 Uhr
Im St. Galler Nobelquartier Rotmonten wird beim jährlichen Schulsporttag auf das Wettrennen verzichtet. Eltern forderten digitale Zeiterfassung, Zielfotos und Zeitlupe – um sicherzugehen, dass ihren Kindern keine wertvollen Hundertstelsekunden gestohlen werden. (Symbolbild)

Sie waren das Highlight am Schulsporttag im Nobelquartier Rotmonten in St. Gallen: «Di schnellscht Rotmöntlerin» und «Dä schnellscht Rotmöntler» – die beiden Wettrennen, die morgens und nachmittags am jährlichen Schulsporttag durchgeführt wurden.

Doch damit ist jetzt Schluss. Die Schule hat das Wettrennen kurzerhand aus dem Programm gekippt. Nicht mangels Interesse der Kinder, sondern wegen der viel zu ehrgeizigen Eltern. 

Der Schule wurde es zu aufwendig

Die forderten nämlich eine immer professionellere Zeitmessung für ihre Kinder. Will heissen: Installation elektronischer Lichtschranken, Zielfotos und Videoaufnahmen in Zeitlupe. Nur so könne verhindert werden, dass die Kinder nicht um ein paar Hundertstelsekunden betrogen würden.

Das war der Schule Rotmonten aber zu aufwendig. Deshalb wurde dieses Jahr – nach 20 Jahren ohne Unterbruch – zum ersten Mal ein Sporttag der Schule Rotmonten ohne den beliebten Sprintwettbewerb durchgeführt, wie das «St. Galler Tagblatt» berichtet.

Stefan Buschor, Schuldirektor der Stadt St. Gallen, bestätigt den Sachverhalt. «Ein solcher Aufwand wäre für eine Primarschule unverhältnismässig», sagt Buschor. Das Interesse der Eltern an ihren laufenden Kindern sei jeweils riesig gewesen. «In keinem Quartier schauen so viele Eltern am Sporttag zu wie in Rotmonten», sagt Buschor zu BLICK.

Fairness hat gelitten

Das sei zwar schön, habe aber den negativen Nebeneffekt, dass die Eltern den Wettlauf ihrer Kinder viel zu wichtig genommen hätten. «Darunter hat letztlich die Fairness gelitten», sagt Buschor.

«Man muss sehen, der Sporttag war mit Blick auf das Programm sowieso schon sehr lang für die Kinder. Mit diesem Entscheid haben wir darum zwei Ziele erreicht.» Einerseits sei der Sporttag nun für die Kinder nicht mehr so streng, andererseits habe dem Ehrgeizigen der Eltern ein Riegel geschoben werden können. (fr)

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