In der Wohnung von Nelly Lanz (85) in Biel BE stehen nur zwei Fotos. Ungerahmt. Beide zeigen die Seniorin, als sie noch mitten im Leben war. Auf einem posiert sie mit einer Zigarette in der Hand auf einem Sofa. «Meine Mutter war zu Besuch. Es war schön. Ich wohnte hier in der Nähe in einem schönen Studio.»
Erinnerungen an alte Zeiten. Schöne Zeiten. Heute lebt Lanz seit drei Jahren in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung im sechsten Stock eines Wohn- und Geschäftshauses. Es ist ihr Gefängnis der Einsamkeit.
Seit 55 Jahren wohnt die Seniorin in Biel. «Es ist eine dreckige Stadt. Früher war es hier ganz anders.» Die Wohnung bekam sie vor drei Jahren ohne Besichtigung. «Es hatte eine Schlange von Leuten. Der Abwart sagte, nehmen Sie jetzt die Wohnung oder nie.»
Die Wohnung kostet 1100 Franken pro Monat. «Es gefällt mir hier nicht.» Den Blumenstrauss, den ihr der BLICK mitbringt, rührt sie zu Tränen. «Ich hätte gern einen kleinen Balkon, um dort Blumen zu pflanzen.» Sie lebt von der AHV. «Blumen kann ich mir nicht leisten.»
Kein Kontakt zu Nachbarn
Kontakt zu den Nachbarn hat sie nicht. «Man sieht hier niemanden. Ich kenne sie nicht. Ein Junger grüsst zwar immer freundlich. Doch wer er ist, weiss ich nicht.»
Auf dem Tisch im Wohnzimmer stapeln sich Briefe und Rechnungen. Und ein paar Kärtchen mit den nächsten Arztterminen. «Ich versuche, den Überblick zu halten. Doch ich sehe kaum noch etwas.» Es sind die Augen. Der Rollladen am Wohnzimmerfenster ist immer unten.
Sehnlichster Wunsch unerfüllt
Ein Leben im Dunkeln. Alleine. Ohne Partner. «Ich war einmal verheiratet. Doch nach drei Monaten zog ich aus, weil mein Mann nicht regelmässig arbeiten wollte. Nach sechs Monaten war ich geschieden.»
Sie wünschte sich sehnlichst einen Sohn. «Doch nach einer Schwangerschaftskomplikation verlor ich mein Kind. Man sagte mir, ich könne nie mehr Kinder bekommen.» Lanz war damals 29 Jahre alt.
Die Jurassierin arbeitete bis zu ihrer Pensionierung. Früher war sie Uhrenmacherin. «Mein Vater bestimmte das. So war das halt früher.» Ihr Verhältnis zu ihrer Mutter war innig. «Sie ist seit 40 Jahren tot. Ich denke jeden Tag an sie und bete jeden Abend für sie.» Wieder steigen die Tränen in die Augen. Der Kontakt zum einzigen Bruder brach vor Jahrzehnten ab. «Ich weiss nicht einmal, ob er noch lebt. Wahrscheinlich ist er tot. Er ist älter als ich.»
Ihre Freundinnen sind alle gestorben
Sonstigen Besuch hat die Seniorin nicht. «Ich habe niemanden mehr. Alle meine Freundinnen sind da oben», sagt sie und zeigt nach oben. «Ich bin immer allein. Das macht mich traurig. Ich weine oft, aber hören tut mich ja niemand.» Vor Kurzem hat sie einen jungen Mitarbeiter des Roten Kreuzes getroffen. «Per Zufall. Ich war beim Briefkasten, und er sprach mich an. Er ist sehr nett.»
Das Rote Kreuz hat einen Besuchsdienst. Viele Senioren schämen sich, dass sie allein sind. Oft sind es Verwandte, die die Organisation kontaktieren.
In der Schweiz fühlt sich jeder Dritte einsam. Die Tendenz ist steigend.
2012 fühlten sich laut einem Gesundheitsmonitoring des Bundes rund 36 Prozent «manchmal bis sehr häufig» einsam. 2007 waren es 30 Prozent. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Besonders hoch ist die Gefahr, sozial zu vereinsamen, bei psychisch Kranken, bei Menschen am Rand der Armut und bei betagten Witwen.
Immerhin geht Lanz einmal am Tag raus. «Um sieben Uhr morgens gönne ich mir einen Kaffee und ein Gipfeli im Coop.» Nachher kehrt sie zurück in ihr Gefängnis der Einsamkeit.
Einsamkeit muss nicht sein: Das Schweizerische Rotes Kreuz (SRK) hat einen Besuchs- und Begleitdienst für allein lebende Menschen. Der Dienst wird regional von den Rotkreuz-Kantonalverbänden organisiert (www.redcross.ch). Auch die Heilsarmee bietet Aktivitäten für Alleinstehende, etwa Mittagstische (www.heilsarmee.ch). Senioren können bei der Pro Senectute (www.prosenectute.ch) nachfragen. Beratung gibt es auch bei den Landeskirchen (Seelsorge.net). Die Dargebotene Hand, Tel. 143 (www.143.ch), kann ebenfalls weiterhelfen. Jugendliche finden unter der Notrufnummer 147 (www.147.ch) bei Pro Juventute Hilfe.
Einsamkeit muss nicht sein: Das Schweizerische Rotes Kreuz (SRK) hat einen Besuchs- und Begleitdienst für allein lebende Menschen. Der Dienst wird regional von den Rotkreuz-Kantonalverbänden organisiert (www.redcross.ch). Auch die Heilsarmee bietet Aktivitäten für Alleinstehende, etwa Mittagstische (www.heilsarmee.ch). Senioren können bei der Pro Senectute (www.prosenectute.ch) nachfragen. Beratung gibt es auch bei den Landeskirchen (Seelsorge.net). Die Dargebotene Hand, Tel. 143 (www.143.ch), kann ebenfalls weiterhelfen. Jugendliche finden unter der Notrufnummer 147 (www.147.ch) bei Pro Juventute Hilfe.
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