Nach dem Dürre-Sommer 2018
Obstbauern freuen sich, Viehhalter leiden

Das Jahr 2018 geht als eines der trockensten seit Messbeginn in die Geschichte ein. Wer hat von dem guten Wetter profitiert? Wer leidet darunter?
Publiziert: 18.10.2018 um 18:57 Uhr
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Aktualisiert: 22.10.2018 um 21:27 Uhr

Das Jahr 2018 bricht alle Trockenheitsrekorde! Es könnte das niederschlagsärmste Jahr seit Messbeginn 1864 werden. Zwischen April und August fiel in vielen Regionen der Schweiz nicht einmal halb so viel Regen wie im langjährigen Durchschnitt.

Viele freuen sich zwar über die warmen Temperaturen und den vielen Sonnenschein. Die anhaltende Trockenheit ist aber ein zweischneidiges Schwert. Denn sie bringt auch viele Nachteile.

Rekordernten bei Obst und Trauben

Für Obst- und Weinbauern war 2018 ein absolutes Topjahr. Dank des im Frühling anhaltend heissen und trockenen Wetters ohne zwischenzeitlichen Kälteeinbruch wuchsen die Früchte an den Bäumen besser als sonst. Sowohl bei den Äpfeln als auch bei Kirschen, Birnen und Zwetschgen wurden überdurchschnittliche Ernten vermeldet.

Die Dürre hat die Schweiz seit April im Griff. Die Regenmengen sind verbreitet so tief wie selten. Vielen Bauern sind die Felder und Wiesen vertrocknet. Viehbauern mussten ihren Tieren das Winterfutter geben oder gar teuer Futter zukaufen.
Foto: geisser
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Auch die Weinbauern haben grundsätzlich Grund zur Freude. Sie konnten mehr Früchte als in anderen Jahren abliefern. Im Kanton Schaffhausen ist die Ernte gar so gut, dass die Bauern für einen Teil der Trauben keine Abnehmer finden. Die Trauben müssen sie jetzt darum am Stock vertrocknen lassen, wie die «Schaffhauser Nachrichten» schreiben.

Viehbauern mussten Tiere schlachten lassen

Härter trifft es viele Viehbauern. Wegen des Regenmangels trockneten viele Wiesen aus. Den Bauern blieb nichts anderes übrig, als ihre Wintervorräte bereits mitten im Sommer zu verfüttern. Auch die Heuernte war geringer als in anderen Jahren. Nur rund ein Drittel der Bauern konnte gemäss dem «Schweizer Bauer» genug Futter ernten, um die eigenen Tiere über die Runden zu bringen.

Darum mussten viele Bauern mehr Tiere als geplant auf die Schlachtbank schicken (BLICK berichtete). Das sorgte aber für ein zusätzliches Problem. Das Überangebot führte zu einem Preiszerfall. Die Folge: Die Viehbauern erlitten starke Ertragseinbussen.

Die Trockenheit liess auch die Fischpopulationen in der Schweiz leiden. Die Pegel vieler Flüsse sanken auf so tiefe Werte, dass sie kaum mehr überleben konnten. Aus dem Rhein mussten mehrere Tonnen tote Fische gezogen werden. Zwischen Zürich und Schaffhausen sprachen einige Kantone sogar ein Fangverbot für Äschen und Forellen aus.

Borkenkäfer und Stinkwanze profitieren

Schädlinge wiederum freuen sich über die hohen Temperaturen. Für Borkenkäfer war 2018 bisher ein optimales Jahr. Statt wie üblich nur zwei konnte im Spätsommer eine dritte Generation ausfliegen und die einheimischen Fichten befallen. Bleibt der Winter auch warm, droht im nächsten Frühling eine regelrechte Plage.

Und auch die unbeliebte Stinkwanze profitiert vom Dürre-Sommer. Die reichen Ernten auf den Obstplantagen lieferten den Flugkäfern ein üppiges Buffet. In der Folge konnten sich die Schädlinge besser vermehren als in anderen Jahren. Für Menschen sind die Wanzen zwar nicht schädlich, aber wenn sie sich bedroht fühlen, sondern sie ein übelriechendes Sekret ab. Ist der Gestank erst mal in der Wohnung drin, wird man ihn nur schwer wieder los.

Bis mindestens nächsten Mittwoch strahlt die Sonne

Bis jetzt hat sich die Situation nicht normalisiert. Auch der Oktober war verbreitet zu warm und trocken. Die durchschnittliche Anzahl Sonnenstunden für den ganzen Monat wurde an vielen Orten bereits nach weniger als drei Wochen übertroffen.

Und bis mindestens nächsten Dienstag bleibt es in weiten Teilen der Schweiz beim guten Wetter. Erst auf Mittwoch bahnt sich gemäss dem Wetterdienst «Meteonews» eine Wetteränderung an. Die Temperaturen werden sinken, und es könnte zu grossflächigen Niederschlägen kommen. (krj)

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