Der Gemeinderat von Greng FR hat genug: Die fünf Mitglieder treten per 30. April 2019 geschlossen zurück. Sie haben die Nase voll! Ein Sieg für Einwohner Roland Wyler (70): Der ETH-Ingenieur stand seit der Einführung einer neuen Parkplatz-Regel mit ihnen auf Kriegsfuss.
Wyler zeigt sich erfreut über den Kollektiv-Rücktritt. «Das ist ein Geschenk für Greng», sagt er zu BLICK. Und triumphiert: «Es ist einmalig, dass ein einzelner Einwohner einen ganzen Gemeinderat zu Fall brachte.»
Behörden an die Grenzen gebracht
Wyler wollte nicht akzeptieren, dass seine Freundin, die in Zürich wohnt, plötzlich 20 Franken Tagesgebühr für einen Parkplatz in Greng bezahlen sollte (BLICK berichtete). Er reichte daraufhin zahlreiche Beschwerden gegen den Gemeinderat ein.
Die Beharrlichkeit des Einwohners gab dem Gremium schliesslich den Rest. Mit seinen zahlreichen Beschwerden, Anfragen, persönlichen Schreiben sowie mit diversen Strafandrohungen und Verfahren habe ein Bürger die Behörden an ihre Kapazitätsgrenzen gebracht, heisst es in einer Erklärung des Gemeinderats.
«Wir sind hier nicht in einer Diktatur!»
Ihm gehe es nicht allein um die Parkgebühren an sich, erklärt Wyler. Der Gemeinderat habe eigenmächtig gehandelt und seine Kompetenzen überschritten. «Es geht darum, dass er die Gemeindeversammlung ausgehebelt hat. Wir sind hier nicht in einer Diktatur!»
Das Oberamt gab Wyler im Parkplatz-Zoff immerhin in einem Punkt recht. Denn für die Erhebung von Parkgebühren hätte die Gemeinde ein Reglement und eine Abstimmung darüber an einer Gemeindeversammlung benötigt. Solange kein solches Reglement vorliege, sei die Erhebung von Parkgebühren nicht zulässig.
«Das Ganze wurde uns zu blöd»
Wie der Noch-Präsident der 173-Seelen-Gemeinde, Rico Martinelli (62), erklärt, wird nun auf ein solches Reglement und die Erhebung von Parkgebühren gänzlich verzichtet. «Das Ganze wurde uns schlicht zu blöd», sagt Martinelli auf Anfrage.
Auf dem betreffenden Parkplatz am Seeweg werde ein Teil fest vermietet. Zusätzlich gebe es einige Gratisparkplätze für die Besucher der Einwohner, sagt Martinelli. Zugang gebe es über einen Badge, der bei der Gemeindeverwaltung erhältlich sei. Wyler liess sich nicht zweimal bitten. «Gestern war ich auf der Gemeinde, um meinen Parkbadge zu holen», erzählt er.
Findet Wyler Mitstreiter?
Wie geht es nun weiter in Greng? Wyler überlegt sich nach dem Rücktritt des Gemeinderats, gar selbst zu kandidieren. «Wenn ich Druck mache, muss ich auch selbst etwas leisten», sagt er.
Wyler muss nun Mitstreiter gewinnen, die mit ihm politisieren wollen. Insgesamt gilt es fünf Posten neu zu besetzen. Wyler: «Ich habe schon ein paar Jüngere organisiert, die bereit wären mitzumachen.»