Es regnet um kurz vor 10 Uhr, als sich die Trauergemeinde in Turgi AG um das offene Grab der getöteten Isabella versammelt. Isabellas Mutter, Violeta T.* (42), kniet in der aufgewühlten Erde, weint um ihre Tochter. Nein, sie schreit um sie. Immer wieder die gleichen Worte: «Meine Isabella! Warum wurdest du ermordet, meine Isabella, warum bist du nicht mehr hier? Isabella, wo bist du? Ich kann nicht ohne dich leben. Isabella, wo bist du?»
Von Trauer gezeichnet
Ihre Stimme ist bereits heiser. Die Menschen um sie herum versuchen, sie zu stützen. Wollen, dass sie Wasser trinkt, sich hinsetzt. Hände streichen ihr die nassen Haare aus dem Gesicht. Doch Violeta T. kniet sich immer wieder in die Erde vor das Grab ihrer Tochter. Eine ältere Frau, die einen Schirm über sich hält, singt über ihre eigenen Tränen hinweg für die tote Isabella. Der Mann neben ihr hält den dornigen Stiel einer weissen Rose mit seiner Faust fest umschlossen, blickt in den Himmel, zittert.
Viele dieser trauernden Menschen halten sich an einer Zigarette fest, die ihnen auch keinen Halt gibt. Immer wieder fährt ein Zug am Friedhof vorbei. Erinnert schmerzhaft daran, dass das Leben weitergeht, obwohl es für diese Menschen gerade stillsteht.
Offene Fragen bleiben zurück
Ein serbisch-orthodoxer Geistlicher spricht ein paar Worte. Er hält eine Kerze in der Hand. Als der schlichte Sarg mit dem Herz aus Rosen darauf in der Erde verschwindet, hat die Mutter keine Stimme mehr. Noch immer knie sie auf dem Boden. Noch immer regnet es. Weisse Rosen werden ins Grab geworfen. Isabella Mutter wirft rote Rosen hinein.
Der Tod von Isabella wirft Fragen auf. Ermittler der Kantonspolizei und der Staatsanwaltschaft versuchen noch immer herauszufinden, warum sie sterben musste. Einer der letzten Menschen, die vor dem Verschwinden von Isabella noch Kontakt mit ihr hatten, ist J.B*, ein 36-jähriger Holländer. Er wurde im Februar verhaftet und in U-Haft gesetzt.
Verdächtige festgenommen
Vergangene Woche wurden zwei weitere Männer an ihren Wohnorten im Thurgau festgenommen und inhaftiert. Es handelt sich dabei um einen 36-jährigen und einen 48-jährigen Schweizer.
Gegen beide wurde je einen Haft- und Hausdurchsuchungsbefehl ausgestellt. Gegen beide Personen wird die Staatsanwaltschaft beim Zwangsmassnahmengericht des Kantons Thurgau Untersuchungshaft beantragen.
* Name der Redaktion bekannt
BLICK war auf ausdrückliche Einladung von Familie T. an der Beerdigung.