Hans W.* (65) ist bekennender Katholik. «Ich glaube stets an das Gute im Menschen», sagt der Luzerner zu BLICK. Und ergänzt: «Vor allem in der Weihnachtszeit!» Doch: Die Gutgläubigkeit kommt dem Rentner aus Hochdorf LU nun teuer zu stehen. Er ging einem betrügerischen Teppichhändler auf den Leim, der ihn mit einer perfiden Masche um 35'000 Franken erleichterte.
Der mutmassliche Dieb wusste, dass der Senior eine Schwäche für Teppiche hat. Der geprellte Luzerner machte 2016 eine Reise durch die Türkei. In der Stadt Denizli erwarb er in einer Manufaktur handgeknüpfte Seidenteppiche, die seither in seiner Stube an der Wand hängen. Stolz zeigt er auf die Kunstwerke: «Sie gefallen mir gut, darum bin ich wohl auf den Trick hereingefallen.»
Betrüger wussten von Türkei-Reisen und Teppich-Liebe
Die Betrüger machten sich die Teppich- und Türkei-Liebe zunutze. Am Sonntag vor einer Woche erhält W. einen unterdrückten Anruf. Am anderen Ende stellt sich jemand als Händler der Manufaktur aus Denizli vor. «Er sagte, er sei in der Schweiz und habe schöne Teppiche zu verkaufen», sagt der Rentner. Deshalb vereinbart er mit dem Mann einen Termin für den nächsten Tag bei sich zu Hause.
Am Montag stehen zwei vermeintliche Händler vor seiner Wohnung. Sie verkaufen Hans W. Perserteppiche für 11'000 Franken. Im Verlauf des Gesprächs fordern sie plötzlich mehr Geld: «Die beiden erzählten, sie bräuchten dringend 35'000 Franken. Damit wollten sie am Zoll einen Container mit weiteren Teppichen und Bargeld auslösen.» Das gutgläubige Opfer: «Sie versprachen mir, die 35'000 Franken schon am Abend zurückzuzahlen.»
Opfer spielt sogar noch Taxi für Täter
Anfangs lehnt W. den Deal ab. Der jüngere der beiden Händler verabschiedet sich. Der Ältere drängt weiter. Also willigt der Luzerner ein und fährt den Mann zur Bank. Dort übergibt er das Geld und lässt ihn bei einer Tankstelle in Hochdorf aussteigen.
Anschliessend hört er nichts mehr: «Mir wurde klar, man hat mich übers Ohr gehauen!» Am Dienstag macht der Teppich-Liebhaber dann Anzeige gegen unbekannt bei der Kantonspolizei Luzern.
Bilder von Überwachungskamera sichergestellt
Gestern besuchte BLICK die Tankstelle, bei der sich der mutmassliche Betrüger absetzen liess. Tatsächlich zeichnete die dortige Videokamera alles auf. Auf den Bildern ist zu sehen, wie der Teppichhändler den silbrigen Toyota Prius von Hans W. verlässt. Pikant: Beim Aussteigen verliert der Mann sogar das Geldbündel und hebt es wieder auf.
Das Opfer bestätigt die Bilder: «Ja, das ist der Händler, der mein Geld hat.» Er präzisiert: «Er ist rund 50 Jahre alt, 170 cm gross und spricht Deutsch mit türkischem Akzent.»
Dank BLICK hat nun auch die Kapo Luzern das Videomaterial der Tankstelle. Die Polizei sucht nach Zeugen.
* Name der Redaktion bekannt