Nach umstrittenen Facebook-Einträgen des Gemeindeschreibers von Boswil AG, Daniel Wicki, steht nun auch sein Vorgesetzter, Gemeindeammann Michael Weber, in der Kritik. Der SVP-Politiker stellte sich letzte Woche hinter seinen Angestellten, der wegen hetzerischer Posts gegen Asylsuchende und Sozialhilfebezüger in die Schlagzeilen geraten war.
«Der eigentliche Skandal am Ganzen ist der Gemeindeammann Michael Weber, der sich nicht vollumfänglich von solchen Aussagen distanziert», sagt die Aargauer CVP-Präsidentin Marianne Binder-Keller. «Nur einen Hauch von Verständnis für Lynch-und Selbstjustiz zu signalisieren, zeigt für mich eine Verrohung des Denkens und macht mir Sorgen. Ich selbst hätte jedes Vertrauen in einen Angestellten verloren mit einem solchen Gedankengut.» Zuvor hatte schon die SP Aargau die «beschönigende Haltung des Gemeindeammanns» verurteilt.
Strafanzeige für Wicki
Zu Wort meldet sich jetzt auch die CVP Boswil, die im Dorf mit zwei Gemeinderäten vertreten ist. Man bedaure es, dass sich der Gemeinderat nicht umgehend von den «hetzerischen Äusserungen» Wickis distanziert habe, heisst es in einem Communiqué von gestern Samstag. Und: «Statt als Arbeitgeber solche Hetze eines Angestellten zu verurteilen, hat der Gemeindeammann Führungsschwäche gezeigt, zur Eskalation beigetragen und ein ganzes Dorf in Erklärungsnot gebracht.»
Wie der Gemeinderat auf das Verhalten von Michael Weber reagieren wird, wollte CVP-Gemeinderätin und Vizeammann Liliane Kappeler auf Anfrage aber nicht sagen: «Wir sind Gemeinderatskollegen und müssen einen gemeinsamen Weg aus der Sache finden.» Gemeindeschreiber Wickis Aussagen toleriert Kappeler aber in jedem Fall nicht und wird dafür an der nächsten Sitzung Konsequenzen fordern. Mit einer muss dieser schon leben: Seit gestern Samstag hat er eine Strafanzeige am Hals, eingereicht von der SP Boswil.