Der «Zug Shipi» der Sanitätsrekrutenschule in Airolo TI gibt zu reden. Anstelle eines offiziellen Badges brachten drei junge Männer ein albanisches Sujet an ihrer Uniform an. Ihnen drohen deswegen Disziplinarstrafen. Die Bilder lösten zum Teil heftige Reaktionen aus (BLICK berichtete).
Irritiert zeigt sich nebst diversen Politikern auch der Militärsoziologe Tibor Szvircsev Tresch. «Es ist wie damals beim Kommando Doppeladler. Eine unnötige, nicht konforme Aktion», sagt der Mann vor der Militärakademie der ETH Zürich zu BLICK. «Es scheint ganz so, als hätten diese Männer multiple Identitäten.»
«Secondos sehen Armee als Sprungbrett»
Fast ein Drittel der Rekruten (29%) verfügt heute über einen Migrationshintergrund, hat also mindestens einen ausländischen Elternteil. Unterschiede gebe es zwischen den Rekruten mit und ohne Migrationshintergrund beinahe keine, sagt Tresch. «Das Verhalten und die Einstellungen sind Studien zufolge fast identisch.»
Junge Männer mit ausländischen Wurzeln stünden der Armee gar positiver gegenüber als so mancher gebürtige Schweizer. «Sie sehen die Armee viel mehr als Leistungsausweis, als Sprungbrett für die künftige Laufbahn.» Wer ein «-ic» im Namen trage, so Tresch, der schätze seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt nach einem Abstecher zum Militär in der Regel höher ein.
Kein Image-Schaden fürs Militär
Wieso sich die «Zug Shipi»-Rekruten zu der unbedarften Aktion hinreissen liessen, kann sich Tresch indes nicht erklären. «Dafür müsste man die Motive der jungen Männer kennen.»
Man solle das Ganze aber im Verhältnis sehen: «Das Militär hat derzeit rund 18’000 Rekruten pro Jahr. Wenn nun drei Secondos mit einer derartigen Aktion negativ auffallen, dann bewegt sich das im Promillebereich. Das findet man auch in jedem Unternehmen», sagt Tresch.
Dass die Schweizer Armee dadurch einen Imageschaden erleide, glaubt der Militärsoziologe nicht: «Die Umfragewerte zum Vertrauen in die Armee sind seit Jahren konstant, wenn nicht steigend.»