Letztes Jahr starben 30 Leute bei Unfällen mit Tram, Bus und Bahn
Dieser Cowboy soll im ÖV Leben retten

2017 kam es im öffentlichen Verkehr zu 167 schweren Unfälle. 30 Menschen verloren ihr Leben, die meisten wegen Unaufmerksamkeit oder Leichtsinn. Eine Kampagne mit einem Cowboy als Superhelden soll jetzt sensibilisieren.
Publiziert: 20.04.2018 um 15:39 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:48 Uhr
Gabriela Battaglia

Schon wieder ein Toter! Erst wird am Donnerstag im Tessin ein 18-jähriger Mann von einem Zug aus noch ungeklärten Gründen erfasst und dabei tödlich verletzt. Und heute Morgen kommt es auch in Zürich-Altstetten zu einem tragischen Unfall beim ÖV.

So wird ein Velofahrer (†65) von einem Tram der Linie 2 erfasst und meterweit mitgeschleift. Dabei erleidet der Rentner so schwere Verletzungen, dass er noch auf der Unfallstelle verstirbt.

Am Freitagmorgen starb ein 65-jähriger Velofahrer bei einem Crash mit einem Tram in Zürich.
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Bitter: Die Tragödie geschieht zeitgleich mit dem offiziellen Start der neuen Sicherheitskampange «Happy End» der SBB und des Bundes.  Eine Reaktion auf die 167 Unfälle, die es alleine im Jahr 2017 beim Öffentlichen Verkehr in der Schweiz gegeben hat. Dabei sind 30 Menschen ums Leben gekommen.

Ein «Cowboy» soll es richten

Ziel der Kampagne ist es, ÖV-Passagiere und Verkehrsteilnehmer zu sensibilisieren, damit sie Regeln und Vorschriften einhalten.

Dafür soll ein bärtiger Cowboy mit Steckenpferd sorgen. Der hagere «Superheld» zeigt in drei Kurzfilmen leichtsinnigen ÖV-Gästen, wie sie sich richtig verhalten, um ihr eigenes Leben nicht zu gefährden.

Auch macht der Cowboy auf interessante Fakten aufmerksam. Beispiel: Wenn ein Bus eine Vollbremsung macht, drückt die Hälfte des Körpergewichts auf den Passagier.

Oder: Ein Zug, der mit 140 Stundenkilometern unterwegs ist und unvermittelt bremsen muss, braucht rund 750 Meter, bis er zum Stehen kommt.

Leichtsinnig und unaufmerksam

Offenbar gibt es Aufklärungsbedarf. So sieht es auch Rudolf Sperlich (57), Vizedirektor und Abteilungschef Sicherheit beim BAV. «Die Zahl der Unfälle konnte in den letzten 25 Jahren zwar um den Faktor 5 reduziert werden. Doch es gibt noch immer zu viele Unfälle», sagt er.

Hauptursache sind Leichtsinn und Unaufmerksamkeit. 16 Menschen starben deswegen im letzten Jahr im öffentlichen Verkehr. Drei davon wurden wegen Stromschlägen getötet, weil sie auf das Dach von Eisenbahnwagen geklettert waren.

Viele der tragischen Unfälle geschahen auf Bahnhöfen. «Personen überschritten leider unerlaubterweise Gleise oder befanden sich auf Gefahrenbereichen auf Perrons», weiss Christina Brändli (37), Leiterin Sicherheit bei den SBB.

Tragische Unfälle mit Bus und Tram

Aber auch Busse und Trams sind involviert in schlimme Unfälle. Auf ihr Konto gehen rund ein Viertel aller Unfälle im ÖV. So starben sieben Menschen bei Unfällen mit Bussen.

Und zwei Menschen verloren bei Tramunfällen ihr Leben: etwa die kleine Lucy H. (†12), die im Juli 2016 mit ihrem Velo an einem Bahnübergang von der Glattalbahn in Wallisellen ZH überfahren wurde (BLICK berichtete).

Schwerverletzte forderte im Oktober 2017 der Zusammenstoss eines Trams mit einem Lastwagen in Muttenz BL. 19 Personen mussten ärztlich behandelt werden – glücklicherweise gab es aber keine Toten. Der Unfall geschah, weil ein LKW-Chauffeur ein Verkehrssignal missachtet hatte (BLICK berichtete).

Und am 11. September 2017 stiess eine Lokomotive beim Rangieren im Bahnhof Andermatt UR mit fünf Zugwaggons zusammen. Dabei verletzten sich 35 Personen leicht, darunter viele Schulkinder (BLICK berichtete).

Physikalische Kräfte

Der Jahresbericht des BAV enthält aber auch eine andere traurige Zahl: 140 Menschen nahmen sich 2017 das Leben, indem sie sich vor einen Zug oder eine Zahnradbahn warfen.

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