Er bretterte über die Schweizer Autobahnen, gefährdete mit waghalsigen Manövern das Leben anderer Verkehrsteilnehmer und zeigt trotz hartem Urteil durch die hiesige Justiz keinerlei Reue. Christian R.* (42, mindestens 200 km/h) ist der wohl frechste Raser auf Schweizer Strassen (BLICK berichtete).
R. kann sich so viel Hochmut wegen eines juristischen Schlupflochs leisten. Denn obwohl ihn das Tessiner Kantonsgericht in Lugano TI für seine Tempobolzerei zu einer Gefängnisstrafe von 30 Monaten verurteilte – 18 Monate bedingt, zwölf müsste er absitzen –, wird Christian R. wohl nie hinter Gitter gehen müssen.
Der Grund: Christian R. lebt in Deutschland. Ingrid Ryser vom Bundesamt für Justiz in Bern erklärt: «Hält sich der verurteilte deutsche Staatsangehörige in Deutschland auf, kommt eine Auslieferung nicht in Frage.» Umgekehrt würde auch die Schweiz einen in einem anderen Land verurteilten Staatsbürger nicht ausliefern. Und freiwillig will sich Christian R. nicht stellen.
Ein internationaler Haftbefehl ist unwahrscheinlich
Es gibt noch zwei weitere Möglichkeiten, um den Gotthard-Raser hinter Schloss und Riegel zu bringen. Sobald das Urteil rechtskräftig ist, könnte der Deutsche durch einen internationalen Haftbefehl in einem Drittland festgenommen werden. In diesem Fall bestünde die Möglichkeit, dass dieser Staat Christian R. an die Schweiz ausliefert.
Eine andere Option: Die Schweiz ersucht die deutschen Behörden um Übernahme der Strafvollstreckung. Das heisst: Der Raser würde seine Strafe in Deutschland absitzen – auf Kosten seines Heimatlandes.
Doch die Chancen, den Raser so zur Rechenschaft zu ziehen, sind minim. Der Tessiner Generalstaatsanwalt John Noseda sagt: «Bei dem geringen Strafmass ist nicht anzunehmen, dass ein internationaler Haftbefehl ausgestellt wird.» Noseda hält es daher auch für fraglich, ob Deutschland den Vollzug übernehmen würde.
Viel wahrscheinlicher ist somit, dass der BMW Z4 der einzige Preis ist, den Christian R. für die Raserei auf der Schweizer Autobahn zu bezahlen hat. Den Sportwagen hat die Tessiner Polizei konfisziert. (gf/cat)
* Name der Redaktion bekannt