Bagdan Samsonenko (19) und Amir Ameti (19) sitzen in Flums SG am Waldrand auf ihrer Lieblingsbank. Sie sind schockiert und suchen nach Worten: «Sascha ist einer unserer besten Freunde. Genau an dieser Stelle chillten wir oft stundenlang zusammen.» Die beiden verstehen nicht, warum gerade Sascha I.* (17) zum Beil-Amokläufer wurde, wahllos Passanten angriff und acht Menschen teils schwer verletzte (BLICK berichtete).
«Wir grillierten oft bei seiner Familie im Garten»
Amir streicht sich durch die Haare: «Vor der schrecklichen Tat muss irgendetwas passiert sein, was Sascha zum Ausrasten brachte», sagt er zu BLICK. Anders kann er sich die Tat nicht erklären. Die Frage, ob Sascha zu Hause Probleme hatte, verneint er: «Wir grillierten oft bei ihm im Garten. Er hatte ein gutes Verhältnis zur Mutter und auch zum Stiefvater.» Bei der Patchwork-Familie galt das Credo: «Niemand verlässt das Haus mit leerem Magen.»
Auch Bagdan ist ratlos: «Sascha äusserte uns gegenüber weder Gewaltfantasien noch Selbstmordgedanken.» Zwar wussten die Freunde, dass er ein Faible für Waffen hat. Doch das beunruhigte sie nicht weiter: «Er ist 17 und aus Lettland. Das war für uns nichts Besonderes.»
Jetzt, nach der Bluttat, machen sich die Freunde Gedanken: «Wir merkten nichts. Er war wie immer, freundlich und aufgestellt.» Sie kennen den Amokläufer als introvertierten Sportler: «Er liebte Cross-Fit im Freien.» Und: «Er war eher zurückhaltend, wollte sich zum Beispiel nie fotografieren lassen.»
S. hielt seine dunkle Seite geheim
Auch, dass Sascha I. im Internet Gewalt verherrlichte, sich als Kinderfresser und Hitler-Fan ausgab, hörten sie nach dem Amoklauf zum ersten Mal. Klar ist: Seine dunkle Seite zeigte Sascha I. nicht im realen Leben. Bagdan und Amir wollen deshalb wissen, warum ihr Freund plötzlich durchdrehte: «Wir hoffen, dass er uns alles einmal selbst erklärt. Vielleicht können wir ihn ja irgendwann besuchen.» Heute sind ihre Gedanken bei den Opfern: «Es ist schlimm. Hoffentlich werden alle wieder ganz gesund.»