Nicht nur in Sissach BL sorgt das Schlachten vor Augen der Öffentlichkeit für Ärger, auch an der deutschen Grenze gibt es Beef (englischer Begriff für «Streit»). Der Schlachthof in der Gemeinde Rheinau ZH befindet sich nahe dem Dorfzentrum. Immer mittwochs quietschen dort Schweine und es fallen Schüsse. Dann ist Schlachttag der Metzgerei «Hans + Wurst». Es beginnt frühmorgens mit Kleintieren, später am Tag werden Rinder und Pferde geschlachtet.
Manfred L. (54)*, der gleich gegenüber des Schlachthofes wohnt, hält das mittlerweile nicht mehr aus. «Es ist unzumutbar für uns Anwohner, jeden Mittwoch den Todeskampf der vielen Tiere mitanhören zu müssen», sagt er zu BLICK. Das müsse aufhören. Seine Meinung: «Schlachthöfe gehören in die Industriezone!».
Sind Rinder nervös, wird schnell geschossen
L. ist kein Vegetarier, schmeisst im Sommer gerne auch mal ein Steak auf den Grill. «Ich muss aber nicht gezwungen sein, bei der Fleischproduktion zuzusehen und zuzuhören», sagt er. Besonders schlimm sei, wenn auf dem öffentlichen Parkplatz vor dem Schlachthof die Rinder erschossen werden. «Da erschrecke ich zu Tode, auch wenn ich mittlerweile weiss, dass bloss der Metzger an der Arbeit ist», sagt L.
Verantwortlich für die Schlachtungen in Rheinau ist Martin Hangarter. Und er bestätigt, dass es manchmal nötig sei, Rinder bereits vor dem Schlachthof im Anhänger zu töten. «Dies, wenn das Tier zu nervös ist. Dann ist es die bessere Lösung, sofort zu handeln. Sowohl für das Tier als auch für uns Metzger, da nervöse Tiere gefährlich werden können», so Hangarter zu BLICK.
Fleisch wächst nicht an den Bäumen
Gerade ihre Metzgerei sei bekannt dafür, mit den Tieren bis zu ihrem Tod würdevoll umzugehen, sagt Hangarter. «Darum kommen auch immer wieder Menschen, die selber zusehen möchten, wie wir schlachten.» In Rheinau würde gerade nicht die industrielle Tierschlachtung betrieben, sondern noch die handwerkliche.
Die Kritik des Anwohners überrascht Hangarter – und er hält wenig davon. «Wir müssen uns nicht verstecken, wenn wir Tiere schlachten. Das ist nötig, wenn Konsumenten in den Läden Fleisch kaufen möchten», sagt Hangarter. Er macht klar: «Fleisch wächst nicht an den Bäumen – es müssen Tiere sterben, damit wir Fleisch essen können».
* Name geändert