In der Schweiz werden Reptilien und Elfenbein angeboten
Auktions-Websites verhökern bedrohte Tierarten

Auf Ebay und Co. wird fleissig mit gefährdeten und bedrohten Wildtieren gehandelt. Das zeigt eine Studie. In der Schweiz vermuten die Behörden eine hohe Dunkelziffer.
Publiziert: 26.05.2018 um 21:01 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:43 Uhr
Immer häufiger werden im Internet bedrohte Tierarten verkauft – wie diese Europäische Sumpfschildkröte.
Foto: imago/ARCO IMAGES
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Helena Schmid

Seit Jahren boomt der Handel mit bedrohten Wildtieren im Internet. Das zeigt eine Studie des Internationalen Tierschutzfonds (IFAW). Sechs Wochen lang analysierten IFAW-Mitarbeiter Angebote auf über 100 Online-Plattformen in Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und Russland.

Erschreckendes Ergebnis: Sie stiessen auf mehr als 5000 Anzeigen, in denen insgesamt fast 12'000 geschützte Exemplare im Gesamtwert von vier Millionen Dollar angeboten wurden. Fündig wurden die Mitarbeiter unter anderem auf Ebay, einem der grössten Online-Marktplätze der Welt. 

Schildkröten, Papageien und Elfenbein sind hoch im Kurs

Die Händler offerierten grösstenteils Reptilien wie beispielsweise seltene Schildkröten. Auch bedrohte Vogelarten wurden häufig zum Verkauf angeboten, darunter Eulen und Papageien. Der Handel mit Elfenbein läuft im Internet offenbar ebenso heiss: Fast 1000 entsprechende Anzeigen spürten die Studienmitarbeiter auf, wie der «Spiegel» berichtet. Der Handel mit bedrohten Tierarten ist seit dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen von 1975 verboten. 

In der Schweiz ist das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) für die Kontrolle des Wildtierhandels zuständig. Man durchforste stichprobenartig die relevanten Websites nach verdächtigen Angeboten, sagt BLV-Sprecherin Nathalie Rochat zu BLICK.

BLV vermutet hohe Dunkelziffer in der Schweiz

Gegebenenfalls werde eine Strafuntersuchung eingeleitet. Bei den in der Schweiz aufgedeckten Fällen ging es laut BLV, ähnlich wie bei den Ergebnissen der IFAW-Studie, um lebende Reptilien und Schnitzereien aus Elfenbein. «Zudem stiessen wir auf diverse Sammelartikel wie Felle exotischer Tiere oder auch Federn und Schädel», so Rochat.

Die Anzahl solcher Fälle ist schweizweit relativ gering. Das BLV geht jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus. Rochat: «Vermutlich wird viel über spezielle, geschlossene Foren angeboten, zu denen wir keinen Zugang haben.»

WWF sieht Handlungsbedarf

Aufgrund der offenen Grenzen insbesondere zur EU sei es schwierig, den Onlinehandel mit geschützten Wildtieren effizient zu verhindern. An allen Schweizer Zöllen wurden im Jahr 2016 nur 17 Schmuggelfälle mit insgesamt 90 lebenden Tieren registriert.

WWF-Sprecherin Corina Gyssler sieht Handlungsbedarf: «Gerade im Bereich des Onlinehandels sehe ich ein Schlupfloch, durch das solche illegalen Produkte einfacher in die Schweiz kommen können.» Sie fordert: «Das BLV muss die Kontrollen intensivieren!»

Auch die grossen Tech-Firmen wie Google, Ebay und Facebook – die Deals finden dort meist verborgen über Codewörter statt – haben nun reagiert. Gemeinsam mit 18 weiteren Unternehmen haben sie sich Ende März verpflichtet, den Onlinehandel mit bedrohten Arten bis 2020 um 80 Prozent zu senken. 

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