Ein Jahr nach der Katastrophe in Bondo GR
«Die Schlammflut kam wie aus dem Nichts auf uns zu»

Der Stammgast aus Zürich verlor beim Murgang sein geliebtes Ferienhaus. Seine Liebe zum Bündner Dorf konnte der Cengalo jedoch nicht zerstören. BLICK hat die Bewohner von Bondo ein Jahr danach besucht.
Publiziert: 21.08.2018 um 02:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 20:46 Uhr
«Die Schlammflut kam wie aus dem Nichts auf uns zu»
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Paolo Da Costa verlor in Bondo sein Haus:«Die Schlammflut kam wie aus dem Nichts auf uns zu»
Myrte Müller

Es ist Liebe auf den ersten Blick: 1981 kommt Paolo Da Costa nach Bondo GR in die Ferien. Seitdem lässt ihn der kleine Bündner Ort nicht mehr los. Als der gebürtige Italiener und seine Frau Barbara schliesslich die alte Wassermühle am Eingang des Bondascatal entdecken, scheint das Glück perfekt. 

«Wir haben das Gebäude aus dem 18. Jahrhundert seit 1987 gemietet und dort jedes Jahr mehrfach in Bondo Ferien gemacht», erzählt der gebürtiger Florentiner. Das Ferienparadies wird am 23. August 2017 zum Alptraum. Paolo und Barbara Da Costa sind in der alten Wassermühle direkt am Bach, als ein Teil des Piz Cengalo förmlich abbricht.

«Da sah ich die gewaltige Staubwolke»

«Ich hörte einen Lärm und ging ans Fenster», sagt da Costa, «da sah ich eine gewaltige Staubwolke. Dann kam wie aus dem Nichts die Schlammflut direkt auf uns zu» Paolo da Costa und seine Ehefrau Barbara fliehen aus ihrem geliebten alten Haus. Minuten später erreichen die Geröllmassen ihre Bleibe.

Paolo Da Costa (68) vor seiner neuen Ferienwohnung zur Miete in Bondo GR.
Foto: fotoswiss.com/cattaneo / GIANCARLO CATTANEO
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Ein einziges Mal noch darf das Ehepaar in ihr Feriendomizil um ein paar Habseligkeiten zu retten. Dann können sie nur noch zusehen, wie das alte, historische Haus, nun vollends unbewohnbar, Opfer der Naturgewalt wird. 

«Es hat noch viele Monate dort gestanden. Baufällig. Wie ein Skelett», sagt Paolo Da Costa, «es war ein stolzes Haus. Es hatte eine Seele. Es war unsere zweite Heimat geworden.» 

Die alte Wassermühle muss abgerissen werden

Die alte Wassermühle wird abgerissen. Heute steht Paolo Da Costa auf ihrem «Grab». Es schmerze sehr, dass es die alte Mühle nicht mehr gebe, sagt der Pensionär, «es hängen so viele schöne Erinnerungen dran.» Aber der Abriss habe ihn beruhigt. «Wir haben irgendwie Abschied nehmen können», sagt Da Costa.

Bondo freilich hat das Zürcher Ehepaar nie den Rücken gekehrt. «Wir gehören doch dazu», sagt Paolo Da Costa. Er und seine Barbara haben sich eine neue Ferienwohnung gemietet, nur wenige Meter von der Unglücksstelle entfernt. Angst hätten sie keine, sagt Paolo Da Costa. Und es freue ihn, dass das Leben in Bondo weitergeht. Trotz aller Gefahren.

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