Das Forscherteam, in dem mehrere Institute der ETH Zürich und das ETH-Spin-off Terrasense vertreten waren, nahm einen Blockgletscher im Walliser Turtmanntal genau unter die Lupe. Ihre Studie haben sie vor Kurzem in der Fachzeitschrift «Permafrost and Periglacial Processes» publiziert.
Studien-Erstautor Thomas Buchli führte sechs Jahre lang Messungen am Blockgletscher am Fuss des Furggwanghornes durch. Er arbeitete mit einem Team von Geophysikern, Hydrologen und Gelogen zusammen und betrieb laut der ETH-Mitteilung vor Ort ein «eindrückliches Arsenal» von Mess- und Überwachungsgeräten.
Mit Radar- und Laser-Messgeräten erfassten die Forscher die Oberfläche des Gletschers. Mit GPS ermittelten sie die Kriechgeschwindigkeit an der Oberfläche. Bis zu 30 Meter tiefe Bohrlöcher sollten Einblick geben ins Innere des Permafrostes.
Erfasst wurden damit auch der Aufbau des Bodens, Temperaturen und Wasserhaushalt sowie die Kriechgeschwindigkeit im Inneren des Gletschers. Die Forscher benutzten neben Thermistoren auch neuartige Inklinometer. Ein Teil der Messungen sei einmalig, schrieb die ETH.
Buchli habe zum Beispiel erstmals kontinuierlich Kriechbewegungen des Blockgletschers bestimmen können. Geophysikalische Untersuchungen lieferten zudem Informationen zur Schichtung und zum Aufbau des Gletschers. Überraschend war für die Forscher, wie rasch sich der Gletscher vor allem an der Oberfläche bewegte.
«Verkippungen, Verdrehungen, Absenkungen - auf dem Blockgletscher war alles irgendwie in ständiger Bewegung», liess sich Buchli in der Mitteilung zitieren. Einheitlich war die Bewegung nicht. Ein Sektor an der Front bewegte sich innerhalb eines Jahres um mehrere Meter, während andere Abschnitte praktisch stillstanden.
Im Nährgebiet im hinteren Teil des Gletschers wurden Bewegungen von teilweise wenigen Dutzend Zentimetern innerhalb eines Jahres gemessen. Treiber für die Veränderungen gibt es mehrere: Niederschläge, steigende Lufttemperaturen, der Wassergehalt und die Temperatur und die Zusammensetzung des Permafrostes.
Der untersuchte Gletscher sei auch relativ warm, sagte Buchli. Im Kern des Permafrostes war es knapp unter 0 Grad kalt, als er mit den Messungen begann. Oberflächenwasser gefriert somit nicht immer, sondern fliesst durch Poren und Risse in den Permafrost und bringt Wärme ein. Die Folge: Der Permafrost taut, der Boden senkt sich.
Im Messzeitraum wurde der Permafrost stetig wärmer. Wäre er kälter, würde das eindringende Wasser gefrieren. Das würde den Permafrost stabiler machen, und er würde weniger Wasser durchlassen. Buchli räumt dabei ein, dass der Wasserfluss in einem Blockgletscher sehr komplex und schwierig zu untersuchen sei.
Dass der sich teilweise rasch in Richtung Turtmanntal bewegende Gletscher Menschen oder Infrastrukturen gefährdet, konnten die Forschenden nicht feststellen. Wahrscheinlicher ist nach ihrer Einschätzung, dass der Blockgletscher oder Teile davon irgendwann sang- und klanglos in sich zusammensacken.
Im allerschlimmsten Fall könnten sich dabei zurückbleibende Trümmer des Gletschers bei Extremniederschlägen in eine potenziell gefährliche Mure verwandeln, sagt Buchli. Hinweise auf eine Entwicklung in diese Richtung gebe es beim Furggwanghorn-Blockgletscher jedoch nicht.