Der Rücken eines Kindes ist übersät mit Striemen, der Abdruck einer Gürtelschnalle zeichnet sich ab. Das Bein eines anderen Kindes zeigt blutige Wunden, die ihm mit einem Schlagstock zugefügt wurden. Auf dem Oberschenkel eines dritten Kindes zieht sich ein Bluterguss über die Länge von 11 Zentimetern.
Die Bilder stammen von Fällen in der Kinderklinik des Kantonsspitals in Baden AG. Und sind keine Einzelfälle, wie der Bericht der Nationalen Kinderschutzstatistik der Schweizerischen Kinderkliniken 2016 zeigt. 1575 Fälle von Kindsmisshandlungen wurden 2016 in den 21 Kliniken registriert.
Mädchen sind öfter Opfer
Bereits zum achten Mal in Folge wurden im Bericht Kinder statistisch erfasst, die wegen vermuteter oder sicherer Kindsmisshandlung ambulant oder stationär an einer schweizerischen Kinderklinik behandelt worden sind.
Gemeldet wurden unter anderem Fälle von körperlicher Misshandlung (23,3 Prozent), Vernachlässigung (20,3 Prozent), sexuellem Missbrauch (19,4 Prozent) und psychischer Misshandlung (36,9 Prozent).
Mit 44 Prozent Buben und 56 Prozent Mädchen ist die Geschlechterverteilung praktisch gleich wie in den letzten Jahren. Knapp die Hälfte aller misshandelten Kinder ist jünger als sechs Jahre. Zwei Kinder sind gar an den Missbrauchsfolgen gestorben.
In 80 Prozent aller Fälle finden die Misshandlungen im familiären Rahmen statt. Die Täter sind in der Hälfte aller Fälle männlich.
200 Fälle mehr als 2015
Im Verlauf des Jahres 2015 waren noch 1388 Fälle verzeichnet worden, wie die Fachgruppe Kinderschutz der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie mitteilt.Die grösste Zunahme verzeichneten die Universitätskliniken in Lausanne und Genf. Mehr als 200 zusätzliche Fälle seien dort gemeldet worden.
Am ehesten zurückzuführen sei diese Zunahme darauf, dass neu die Kliniken auch eingeschaltet werden, wenn es zu einem Polizeieinsatz in Haushalten mit Kindern aufgrund häuslicher Gewalt kommt. (stj/SDA)