So läuft es üblicherweise: Die Berufsfischer fahren im Dezember auf den See, fangen laichreife Fische, gewinnen den Laich, führen die Befruchtung durch und liefern die befruchteten Eier bei den Brutanstalten ab.
Ende März/Anfang April werde dann die fressfähige Brut in den See entlassen, heisst es in der Mitteilung der Internationalen Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei vom Mittwoch. Durch diese Massnahme sei jeweils eine Stabilisierung der jährlichen Erträge erreicht worden.
Fischfang abgeblasen
Seit 1964 gibt es am Obersee sechs Brutanstalten in Hard, Nonnenhorn, Langenargen, Romanshorn, Ermatingen und Steinach. Und seit 1964 werden die laichreifen Felchen aus dem See gefangen. Nun fällt die Aktion erstmals aus. Den Ausschlag gaben ausgedehnte Versuchsfänge. Sie zeigten, dass nur sehr wenige laichreife Blaufelchen die oberen Wasserschichten zur Eiabgabe aufgesucht hatten.
Bei den Gangfischen wurde bis zuletzt auf ein besseres Ergebnis gehofft. Doch auch bei diesen Fischen wäre nur eine äusserst geringe Menge an Laich zu gewinnen. Deshalb sagten die Sachverständigen der Bevollmächtigtenkonferenz den diesjährigen Laichfischfang insgesamt ab.
Historisch wenig Laich
Die Gründe für die aussergewöhnliche Situation sind unklar. "Sicher ist, dass der Bestand an Laichtieren momentan sehr klein ist", heisst es in der Mitteilung. Darüber hinaus sei das gesamte Jahr über das Futterangebot für die Felchen ungenügend gewesen.
Daten der Fischereiforschungsstelle in Langenargen zeigten, dass die Felchen in diesem Herbst so wenig Energie wie noch nie seit Beginn dieser Messungen aufwiesen und das Verhältnis von Eimenge zu Fischgewicht historisch niedrig sei. Eine Rolle spielten der niedrige Nährstoffgehalt des Sees, die Invasion der Stichlinge und möglicherweise auch der extreme Sommer.
Zwar würden die Berufsfischer mit der traditionellen Weihnachtsfischerei in den kommenden Tagen noch einmal die Netze setzen. "Aber so recht glaubt niemand mehr an ein besseres Ergebnis", schreibt die Bevollmächtigtenkonferenz.