Das Reaktorunglück von Tschernobyl im April 1986 hinterliess seine Spuren quer durch Europa. Wind und Regen verteilten radioaktive Partikel weit über den Kontinent. Die oberste Bodenschicht des Waldes, der Humus, ist auch heute noch vielerorts verseucht – und viele Waldpilze reichern strahlende Teilchen wie das Cäsium-137 an.
Nicht so der Burgunder- oder Sommertrüffel Tuber aestivum, wie die Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) jetzt mitteilt. Das fand ein internationales Team aus deutschen und Schweizer Wissenschaftlern um Ulf Büntgen von der WSL heraus.
82 Trüffel getestet
Alle von den Forschenden gesammelten Burgundertrüffel enthielten keine nachweisbaren Mengen an Cäsium-137, wie sie im Fachjournal «Biogeosciences» berichten. Die Nachweisgrenze liegt bei zwei Becquerel pro Kilogramm, die Toleranzgrenze bei 600. Untersucht wurden 82 Trüffel von verschiedenen Orten in der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Italien und Ungarn.
«Wir waren sehr überrascht, dass sämtliche untersuchten Exemplare kaum Cäsium-137 aufwiesen», sagt Büntgen. Überraschend sei dies deshalb, weil diese Trüffel wie viele andere Pilze unterirdisch wachsen und Nährstoffe aus dem Humus ziehen.
Weitere Untersuchungen stehen an
Hirschtrüffel, die auch «falsche» Trüffel genannt werden, gehören beispielsweise zu den Pilzen, die am meisten radioaktive Partikel anreichern. Deshalb wollten die Wissenschaftler untersuchen, ob auch die zu den «echten» Trüffeln zählenden Burgundertrüffel Cäsium-137 enthalten.
Das Ergebnis: Die für ihren nussigen Geschmack beliebten Burgundertrüffel könnten in den untersuchten Gebieten bedenkenlos verzehrt werden, schrieb die WSL. Für stärker verseuchte Gegenden, zum Beispiel Mittelösterreich, Weissrussland oder die nördliche Ukraine, sei die Belastung dieser Trüffel allerdings noch nicht bekannt.
Warum die Burgundertrüffel kein Cäsium-137 anreichern, sei ebenfalls unklar. Büntgen und seine Kollegen vermuten, dass es mit dem Mechanismus der Nährstoffaufnahme dieser Pilzart zu tun hat. (jvd)
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