Die Geschichte wiederholt sich Jahr für Jahr aufs Neue. Kaum fällt der erste Schnee bis in die tieferen Lagen, herrschen auf den Schweizer Strassen chaotische Zustände. So auch an diesem Wochenende, als ein Wetterumschwung den goldenen Herbst endgültig beendete.
Allein im Kanton Graubünden wurden deswegen in diesen Tagen 36 Verkehrsunfälle gezählt. Und im Kanton Solothurn musste die Strasse über den Passwang am Sonntag zwischenzeitlich gesperrt werden. Autofahrer blieben stecken, nachdem in der Region rund zehn Zentimeter Schnee gefallen waren. Ein Postauto touchierte die Leitplanke und blieb anschliessend quer auf der Fahrbahn stehen, weil der Fahrer entgegenrutschenden Fahrzeugen ausweichen musste.
Viele wechseln die Reifen zu spät
Ein Grund für die Verkehrsprobleme: Viele Automobilisten waren immer noch mit Sommerpneus unterwegs. Garagisten kennen das Phänomen. Kaum sind die ersten Schneefälle des Jahres angekündigt, werden sie beinahe von Anfragen überrannt. Es gebe viele Kunden, die ihre Pneus jeweils zu spät wechseln, sagen verschiedene Unternehmen auf Anfrage. Das sei auch in diesem Jahr nicht anders.
SVP-Nationalrat Walter Wobmann ist das ein Dorn im Auge. «Ich staune jedes Jahr aufs Neue, wie lange die Leute mit Sommerpneus unterwegs sind», sagt er zu BLICK. Denn sobald die Temperaturen sinken, werde der Bremsweg mit ihnen viel länger. «Das kann schnell gefährlich werden.»
SVP-Wobmann fordert Winterpneu-Obligatorium
Darum fordert er in der Schweiz eine Winterpneu-Pflicht, wie sie in Teilen Europas bereits gilt. Vor einem Jahr reichte er deswegen eine Motion im Parlament ein. Es gehe nicht darum, ein genaues Datum festzulegen, ab dem die Winterreifen aufgezogen werden müssten, sagt der gelernte Automechaniker.
Aber er will der Polizei die Möglichkeit geben, Bussen zu verteilen, wenn Autofahrer mitten im Winter bei Eis und Schnee noch die falschen Pneus aufgezogen hätten. Auch ohne dass etwas passiert. «Denn bis jetzt kann man nur für eine mangelhafte Ausrüstung gebüsst werden, wenn man in einen Unfall verwickelt ist.»
Faustregel: Zwischen Oktober und Ostern Winterpneus
Für Daniel Graf vom Touring-Club Schweiz (TCS) ist ein Obligatorium aber die falsche Lösung. «Wir setzen auf die Eigenverantwortung der Leute», sagt er. Denn schon heute gelte: Wer mit der falschen Bereifung einen Unfall verursache, für den könne es teuer werden. «Man riskiert nicht nur eine Busse, sondern auch, dass die Versicherung im Schadensfall Regress nimmt.»
Darum rät er allen Automobilisten, die Pneus jeweils frühzeitig zu wechseln. «Als Faustregel gilt: Zwischen Oktober und Ostern sollte man nur mit Winterreifen unterwegs sein.»