Kantonspolizei Zürich bestätigt Pöschwies-Einsatz
«Carlos» (21) griff Knast-Aufseher an

Seine Akte wird immer dicker: Carlos sitzt im Gefängnis, hat aber offenbar wieder zugeschlagen. Getroffen hat es einen Aufseher, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Die Kantonspolizei bestätigt einen Einsatz.
Publiziert: 29.06.2017 um 11:36 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 17:09 Uhr
Therapie brachte nichts: Carlos sitzt wieder in U-Haft.
Foto: RDB
Viktor Dammann

Er kann es offenbar nicht lassen. Der 21-jährige Carlos hat wieder zugeschlagen. Das berichtet der «Tages-Anzeiger» und stützt sich auf eine «zuverlässige Quelle». Der Vorwurf: Er hat einen Aufseher spitalreif geschlagen!

Das sei kein Einzelfall, berichtet die Zeitung weiter. So soll er vor rund einem Monat in der Justizvollzugsanstalt Pöschwies in Regensdorf ZH, wo er derzeit seine 18-monatige Freiheitsstrafe absitzt, einen pädophilen Häftling geschlagen haben.

Weniger dramatisch stellt den Sachverhalt ein Insider gegenüber BLICK dar. Carlos habe den Aufseher zwar angegriffen, die Verletzungen waren aber nicht so gravierend, dass er ins Spital gebracht werden musste. Den Angriff auf den Pädophilen bezeichnet der Insider als «Rempelei».

Trotzdem: Gegen Carlos werde ein Strafverfahren wegen Gewalt und Drohung gegen Beamte eröffnet.

Kantonspolizei bestätigt Einsatz

Von offizieller Seite gibt es kein Statement. Rebecca de Silva, Sprecherin des Amtes für Justizvollzugs, wollte den Vorfall nicht kommentieren. Die Kantonspolizei Zürich bestätigte gegenüber BLICK einen Einsatz in der Pöschwies, ohne Details zu nennen.

Im März 2017 wurde Carlos zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten verurteilt. Der Prozess gab einen tiefen Einblick ins Carlos Psyche: Ein Gutachten ergab, dass der notorische Problemjunge an einer dissozialen Persönlichkeitsstörung leidet. Carlos sagte vor Gericht dazu nur salopp: «Durch die Haftbedingungen wird man psychisch krank.»

Folter-Vorwürfe beschäftigen Justiz

Die Haftbedingungen lösten eine Administrativuntersuchung aus. Vor Gericht behauptete Carlos, er sei gefoltert worden: «Einmal haben sie mir die Bettdecke weggenommen. Ich lag nur im T-Shirt da. Und sie gaben mir nur Brot und Wasser.» Die Justizdirektion untersuche noch immer, ob Carlos wirklich schlecht im Pfäffiker Gefängnis behandelt wurde.

Ein Sonntagsjunge war er aber im Pfäffiker Gefängnis selbst nicht: So berichtete die «Sonntagszeitung», dass er während der U-Haft randaliert hatte und sich mit Mithäftlingen prügelte.

«Carlos» war vor fast vier Jahren durch einen SRF-Dokumentarfilm über den damaligen leitenden Zürcher Jugendanwalt landesweit bekannt geworden. Nach der Ausstrahlung entflammte eine hitzige Diskussion über Sinn und Kosten der Behandlung junger Straftäter. Besonders zu reden gab sein «Sondersetting» mit Thaibox-Training. (pma/SDA)

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