Er hält seine Frau in Syrien fest
Bundesanwaltschaft ermittelt gegen Thurgauer Dschihadisten

Ein Dschihad-Reisender aus der Ostschweiz hält seine Ehefrau in Syrien gegen ihren Willen fest. Seit November führt die Bundesanwaltschaft in Bern eine Strafuntersuchung gegen den Mann. Er soll sich in Syrien dem Al-Kaida-Ableger Al-Nusra-Front angeschlossen haben.
Publiziert: 04.03.2015 um 23:36 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:41 Uhr
Die junge Konvertitin G. folgte ihrem Mann im Herbst ins Bürgerkriegsgebiet.
Foto: SRF

«Ich bin hergekommen, um die Köpfe der Kufar abzuschlagen. Ich bin bereit», zitiert die «Rundschau» am Mittwoch Abend den 21-jährigen A. aus Arbon TG. Er zog im Spätsommer 2014 in den Heiligen Krieg, seine Frau Johanna folgte ihm im Oktober. Seither hält der Logistiker sie in Syrien fest. Am Montag gebar sie ein Mädchen.

«Ich will nach Huase, bitte helft mir!»

Wie Bundesanwalt Michael Lauber in der SRF-Sendung sagte, wird gegen den Mann wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation ermittelt. Weil er ein schweizerisch-türkischer Doppelbürger ist, könne er aber an einer Wiedereinreise in die Schweiz nicht gehindert werden.

Das hat er nicht vor. Seine deutsche Ehefrau ist verzweifelt: «Ich will nach Hause, bitte helft mir!», so der verzweifelte Hilferuf von Johanna. A. soll sich in Syrien der Jabhat al-Nusra angeschlossen haben, einem Ableger der Al-Kaida. Die Kufar, also Ungläubige zu bekämpfen, sei seine Pflicht.

Er droht mit Sprengung eines Bahnhofs

«Wir haben im November ein Strafverfahren gegen den Mann eröffnet», so Lauber weiter. Der Fall geniesse hohe Priorität unter den 20, welche die Bundesanwaltschaft derzeit verfolge. Die Ernsthaftigkeit der Drohungen, die der Mann via Internet verbreite, sei aber schwer einzustufen. Der Thurgauer prahlte in den Beiträgen, welche die «Rundschau» vorspielte, unter anderem mit der Sprengung eines Bahnhofs.

Auf die Frage, ob auch Attentate in der Schweiz möglich sind, antwortete Lauber: «Man muss der Realität in die Augen schauen. Man kann nie ausschliessen, dass so etwas passiert.»

Johanna lehnt gewaltbereiten Dschihadismus ab

Gemäss SRF-Recherchen war die schwangere und zum Islam konvertierte Dschihadisten-Ehefrau aus dem süddeutschen Tübingen im vergangenen Oktober freiwillig in die Türkei gereist. Im Glauben, dort mit ihrem Ehemann Ferien zu machen. Stattdessen sei das Paar aber nach Syrien gereist, seither hält A. Johanna fest.

Auch das Landeskriminalamt von Baden-Würtemberg ermittelt wegen Verdachts auf Verschleppung der Frau aus Tübingen. Ihre Rückkehr nach Deutschland werde ihr verwehrt, sagte Innenminister Reinhold Gall in der «Rundschau». Die Bundesanwaltschaft in Bern ermittelt nach eigenen Angaben nicht wegen des mutmasslichen Festhaltens der Deutschen in Syrien. (mad/gru)

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