Céline P.* (†13) aus Spreitenbach AG will wie ein normaler Teenager das Leben geniessen. Doch das Mädchen wird massiv gemobbt und geplagt. In der Schule wird sie verprügelt, im Netz und sogar zu Hause belästigt und bedroht. Vor ihrer Haustür findet sie einen Brief, in dem steht: «Genau hier wirst du bald sterben!» Die Drohung wird schliesslich zur traurigen Wahrheit. Am 28. August nimmt sich die 13-Jährige das Leben.
Peinigerin I. hört auch nach Célines Tod nicht auf, Mädchen zu drohen
Verfasserin dieser perfiden Nachricht ist I. F.* (17) aus dem Nachbardorf Dietikon ZH. Besonders bizarr: Nach dem Tod von Céline hört sie mit dem Mobbing anderer Mädchen nicht auf. Kurze Zeit später droht sie in einem Video auf Instagram einer anderen Jugendlichen: «Hör mal zu, du kleine Nutte! Wir finden dich schon. Du wirst genauso sterben wie Céline.» Nun ermittelt die Oberjugendanwaltschaft Zürich gegen I. wie der SonntagsBlick schreibt.
Zu Hause ist I. heute nicht mehr. «Sie ist auf einem Bauernhof am Arbeiten», sagt ihre Mutter zu BLICK. Sie selber habe nichts vom Drama geahnt: «Meine Tochter pflegte einen Umgang mit schlechten Leuten. Es tut mir unendlich leid, was passiert ist, ich weiss nicht, wie es so weit kommen konnte», so die Mutter.
Die 17-jährige Mobberin soll regelmässig Drogen genommen und auf Instagram mit Kokain geprahlt haben, berichten Jugendliche und Eltern im Dorf.
Viele wussten von den Angriffen, keiner tat etwas dagegen
Doch auch klar wird: I. war nicht die Einzige, die Céline mobbte. Gedreht hat die Videos beispielsweise ein Junge aus Dietikon. BLICK sprach mit mehreren Jugendlichen aus Célines Umfeld, viele wussten von den Angriffen, keiner tat etwas dagegen. «Mir geht es sehr schlecht deswegen, hätte ich es verhindern können? Das frage ich mich oft», sagt Joana R.* (14) aus Gebenstorf AG. Die Sekschülerin schrieb oft übers Netz mit Céline und bekam das Cybermobbing mit, konnte ihr aber nicht helfen. «Sie liess sich nicht anmerken, wie sehr sie darunter litt. Ich traf sie an der Badenfahrt, wir gingen zusammen auf eine Chilbi-Bahn, sie war so fröhlich und zwei Tage später war sie tot», sagt die 14-Jährige schockiert.
Auch Kollegin Vanessa L.* ist traurig: Auf dem Internetdienst Snapchat sei Céline bedroht worden, «einmal zeigte sie mir eine Zeichnung mit Messern, die man ihr geschickt hat, es war furchtbar». Vanessa und Joana sind sich einig: «Alle haben weggeschaut.»
«Wir glaubten, dass I. sich geändert hatte»
Das Mobbing gegen Céline habe mehrere Jahre angedauert, sagt Schülerin S.* (13) aus Dietikon. Sie kennt I. (17), welche die Todesdrohungen gegen Céline aussprach. «Nachdem Céline sich das Leben genommen hatte, schrieb I. in den sozialen Medien in einem langen Brief, dass es ihr leid täte. Wir glaubten, dass sie sich geändert hat», sagt die 13-Jährige.
Doch kurze Zeit später taucht das Video auf, in dem sie einer anderen Jugendlichen in gleicher Manier droht. «Ich glaube, sie wollte damit einfach wieder Aufmerksamkeit bekommen», so S. Auch sie ist überzeugt: «Sie hatte leider viele Unterstützer und Nachahmer, sie alleine hätte nicht mobben können.»
Céline wäre bald 14 Jahre alt geworden. Die Protokolle des Mobbings gegen sie hat die Familie vor einer Woche der Polizei übergeben.
*Namen der Redaktion bekannt
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net