Eine Abzockerbande gibt sich seit Jahren im Internet als Schlüsseldienst aus. Ruft jemand an, bohren sie die Schlösser kurzerhand auf. So wie bei Agnes Kübli (63), die anschliessend um 5300 Franken erleichtert wurde. Nach getaner Arbeit verlangen die angeblichen Schlüsselprofis nämlich horrende Rechnungen und setzten die Opfer unter Druck, möglichst schnell und möglichst viel zu bezahlen.
Dasselbe hat auch der Aargauer Ali Bersic* (67) erlebt. Und zwar diese Woche. Weil sein über 30-jähriges Türschloss kaputtgegangen ist, sucht Bersic im Internet nach einem Schlüsseldienst in Zofingen AG oder Rothrist AG, der es reparieren könnte. Er findet die Gratis-Hotline von key24h.ch – und ruft an.
50-Franken-Schloss für 500 Euro
«Einfach alles war zu bemängeln an diesem Schlüsseldienst», sagt Bersic, der im Nachhinein schlauer ist als zuvor. «Zuerst kam der Mann mehrere Stunden später als vereinbart. Der Auftritt war insgesamt sehr unprofessionell.»
Dann baut der Arbeiter ein sehr billiges Schloss ein. Dabei schwatzt er Bersic noch einen Aufpreis für das «Sicherheitsschloss» auf. Sieben Euro mehr als das Standardschloss kostet dieses. Schliesslich bleibt der Aufpreis ein Klacks im Vergleich zu der horrenden Endabrechnung: Total 1030 Euro soll Bersic nämlich plötzlich bezahlen. Sofort. Und in bar.
Für die Dreiviertelstunde Arbeit verrechnete der Mann 250 Euro. Für das «Sicherheitsschloss» wollte er 525 Euro. «Es handelte sich aber um ein gewöhnliches Schloss – ohne Marke –, für das man im Baumarkt 40 bis 50 Franken bezahlt, wie ich später herausfand», sagt Bersic. Hinzu kommen Anfahrtskosten – und diese gleich doppelt. Bersic: «Einfach alles an der Rechnung war total überrissen.»
«Kontrolliert diese Schwarzarbeiter!»
«Ich sagte ihm, ich hätte nicht so viel Bargeld», schildert der 67-Jährige. Schliesslich holt er dennoch Geld im Haus und bezahlt den geforderten Wucherpreis. «Ich war unter Druck. Und der Mann war 1,90 gross!» Weil Bersic schon zuvor misstrauisch wurde, hatte er die Autonummer aufgeschrieben, während der Mann an der Tür beschäftigt war.
Als Bersic später recherchiert, stösst er auf mehrere Medienberichte über den dubiosen Schlüsseldienst. Nebst BLICK berichtete auch der «Kassensturz». «Also ging ich zur Polizei. Ich habe das Geld längst abgeschrieben, ich will die Rechnung auch gar nicht anfechten, aber die Gauner muss man doch schnappen.» Schliesslich habe er zumindest die Autonummer.
Doch der Beamte fragt Bersic, was er denn von ihm wolle. «Ich wollte, dass sie die Arbeiter überprüfen. Die haben ja ganz bestimmt keine Arbeitsbewilligung für die Schweiz. Man muss die Bande sofort stoppen, bevor noch mehr Leute Opfer werden!» Vor allem Agnes Kübli, die um über 5000 Franken betrogen wurde, tue ihm sehr leid. «Das muss aufhören. Ich kann einfach nicht glauben, dass die Polizei nichts tun kann. Diese Schlüsseldienst-Männer sind offensichtlich Kriminelle und Schwarzarbeiter.»
Die Aargauer Kantonspolizei war am Freitagabend für eine Stellungnahme nicht mehr erreichbar.
* Name geändert